Die Gottesfürchter

Der Bund der Konfessionslosen will Gott aus dem neuen NRW-Schulgesetz wieder herausstreichen

Wenn der Staat zu stark mit der christlichen Kirche anbändelt, gibt es einen Verein, der das mit Argwohn beobachtet: Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA). In der Kritik des gemeinnützigen Vereins steht momentan das NRW-Schulnovelle: Das CDU-geführte Ministerium will die „Ehrfurcht vor Gott“ aus der Landesverfassung übernehmen und als „vornehmstes Ziel der Erziehung“ ins neue Schulgesetz verankern.

„Das Ziel steht im Widerspruch zur Religionsfreiheit, die im Grundgesetz festgehalten ist“, sagt IBKA-Vorsitzender Rudolf Ladwig. Außerhalb des Religionsunterrichts sehe er keine Notwendigkeit für ein christliches Bekenntnis. Wenn es sich nicht nur um symbolischen Traditionalismus handle, so Ladwig, „was soll dann die konkrete Folge dieses Erziehungsziels für den Unterricht haben?“

Der IBKA wurde 1976 in Berlin gegründet und hat seine Geschäftsstelle in Hagen. Er hat 450 Mitglieder und kooperiert mit mehr als 1.000 Konfessionslosen anderer atheistischer Vereinigungen. Langfristiges Ziel ist ein laizistischer Staat. Die Kirche soll selbst ihre Mitgliedsbeiträge eintreiben und nicht den Staat damit belasten. „In Frankreich ist die Kirche auch nicht untergegangen, obwohl sie dort von Staat getrennt ist“, sagt Ladwig.

Auch aus einem anderen Grund steht die nordrhein-westfälische Regierung derzeit unter Beschuss der Atheisten: Denn Schwarz-Gelb plant bei Kirchenaustretern abzukassieren: Die Abkehr vom christlichen Gott sollte die Abtrünnigen 30 Euro kosten. Auch das widerspreche der in der Verfassung verankerten Weltanschauungsfreiheit, sagt Ladwig. „Dem Austrittswilligen, der zumeist schon im Kindesalter durch die Taufe und damit ohne eigene Willenserklärung die Kirchenmitgliedschaft aufgezwungen wurde, darf der Austritt nicht erschwert werden.“ Wenn der Verwaltungsaufwand tatsächlich so groß sei, solle sich der Staat als Eintreiber die Kosten von den Kirchen erstatten lassen.

Der Verein macht sich außerdem Sorgen, dass den religiösen Gefühlen in Deutschland zunehmend Macht eingeräumt wird – und bezieht sich unter anderem auf den Karikaturenstreit. Die steigende Religionsvielfalt in Deutschland sei ein Grund mehr, den Staat weltanschauungsfrei zu gestalten, so Vorsitzender Ladwig. „Da kann nicht jeder seine eigenen Regeln anmelden.“ NATALIE WIESMANN