Kein Kalter Krieg um Rohstoffe
: KOMMENTAR VON GEORG BLUME

Das Uranabkommen, das China und Australien gestern unterzeichnet haben, ist kein Grund zur Sorge: Selbst AKW-Gegner sollten gut damit leben können. Denn die Zukunft der Atomenergie entscheidet sich in China nicht an der Verfügbarkeit über Uran, das reichlich vorhanden ist.

Zudem ist es begrüßenswert, wenn eine westlich orientierte Regierung ein international übliches Abkommen mit China trifft, das dem Land eine langfristige Planung seiner Energiepolitik ermöglicht: Es zeigt, dass der zuweilen hastig verkündete Kalte Krieg um Rohstoffe nicht stattfindet und der internationalen Gemeinschaft Wege offen stehen, in Absprache mit der Regierung in Peking den steigenden Energiebedarf Chinas zu akkomodieren.

Die indische Regierung ist da bereits mit gutem Beispiel vorangegangen. Im Januar unterzeichnete Neu-Delhi mit Peking ein Abkommen, das den Ölkonzernen beider Länder Konsultationen vorschreibt, die bei Ausschreibungen ausländischer Ölfelder das gemeinsame Hochtreiben der Preise verhindern sollen.

Sogar zwischen Tokio und Peking, die sonst in vieler Hinsicht zerstritten sind, bahnt sich derzeit eine Einigung über die gemeinsame Erschließung von Gasvorkommen im Ostchinesischen Meer an. Hinzu kommen die bislang aufgrund interner russischer Konflikte verzögerten, aber kürzlich von Putin in Peking erneuerten Versprechen russischer Öl- und Gaslieferungen an China.

All diese Vorhaben mindern eher die Gefahr eines massiven Ausbaus der Atomindustrie in China. Bislang sind es nur westliche Atombefürworter, die einen chinesischen Investitionsboom in der AKW-Branche herbeireden – um hierzulande den Glauben zu erwecken, ein atomskeptisches Europa gerate ins Hintertreffen gegenüber China.

In Wirklichkeit ist Peking bedacht, seine Energieproduktion zu diversifizieren. So verlangt der neue Energieplan Chinas, in den nächsten 15 Jahren genauso viel Wind- wie Atomkraft zu installieren. Deutsche Unternehmen sind bereits am Ausbau erneuerbarer Energien in China beteiligt – einem Feld, in dem das Land bald zum Weltmarktführer aufsteigen könnte. Der Kalte Energiekrieg, er findet nicht statt.