: Neue Chance für Urwald
Nach dem Aus für den Nationalpark Egge sehen Naturschützer neue Chancen für das Senne-Gebiet – wenn die britischen Truppen abziehen. Für das Umweltministerium ist die Frage noch „nicht akut“
von ANNIKA JOERES
Ostwestfalen hofft nun doch auf einen Nationalpark. Nachdem NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) vor knapp zwei Monaten das Projekt „Nationalpark Egge“ beerdigte, soll in der benachbarten Senne das Schutzgebiet eingerichtet werden. „Wenigstens die Senne muss geschützt werden“, fordert Ute Röder vom Förderverein Nationalpark Senne. Das „bundesweite Juwel“ mit mehr als 5.000 Tier- und Pflanzenarten sei jetzt an der Reihe. „Wenn die Briten abziehen, ist der Weg frei“, sagt sie.
Wann die Briten ihre Truppenübungsplätze zwischen Bielefeld und Paderborn schließen, ist allerdings ungewiss. Trotzdem kann das Land schon jetzt die spätere Nutzung fest legen: Längst ist die Umsetzung der Flora- und Fauna-Habitat der Europäischen Union fällig. Nach ihr muss das Land Regionen unter besonderen Schutz stellen. „In den nächsten Wochen kann dort der Nationalpark Senne fest geschrieben werden,“ glaubt Röder. Uhlenberg habe das ihr gegenüber nicht mehr ausgeschlossen. Gegenüber der taz sagte er: „Einzelne Inhalte stehen derzeit noch nicht fest.“ Die Gespräche darüber hätten zwar begonnen. Weil die Briten aber erst in einigen Jahren abziehen würden, „stellt sich die Frage nicht akut.“
Uhlenberg hatte in einer erst jetzt veröffentlichten Anfrage der SPD dem Nationalpark Egge eine Absage erteilt. „Er stößt in der Region auf eine zu große Ablehnung“, sagte der Minister. Dabei war die Meinung in Ostwestfalen nicht einhellig: Förster und Bauern stellten sich gegen das Projekt, weil das Abholzen und Weiden von Tieren im Park verboten worden wäre. AnwohnerInnen, Naturschutz- und Wirtschaftsverbände kämpften für den Nationalpark. Die Industrie- und Handelskammer Bielefeld rechnete mit tausenden Jobs in der Tourismusbranche.
„Die Bauernlobby konnte sich wieder durchsetzen“, sagt Josef Tumbrinck, Vorsitzender des Naturschutzbundes NRW. Uhlenberg habe nun die Tür für eine umweltverträgliche touristische Entwicklung für Jahre zugeschlagen. Der NABU-Chef ist aber überzeugt: „Langfristig wird der Nationalpark kommen.“
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