barbara lison: Die moderne Bibliothekarin
Was die Stadtbibliothek in Bremen macht, kümmert in Osnabrück eigentlich niemanden. Und umgekehrt. „Das interessiert nicht wirklich“, gibt auch Barbara Lison zu, die Direktorin der Stadtbibliothek in Bremen. „Alle arbeiten relativ isoliert voneinander“. Jetzt ist Lison angetreten, das zu ändern – als neu gewählter Vorstand des Dachverbandes der deutschen Bibliothekenverbände (BID). Sie ist die Nachfolgerin von Georg Ruppelt, Direktor der Landesbibliothek in Hannover.
Lison ist schon seit mehreren Jahren sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene für hiesige Bibliotheken aktiv. 1956 geboren, verdingte sich die studierte Slavistin zunächst als Russisch-Lehrerin, bevor sie zur Bibliothekarin umsattelte. Anschließend war sie fünf Jahre lang Chefin der Stadtbibliothek in Oldenburg, 1992 wechselte sie auf den gleichen Posten nach Bremen. Mit einigem Erfolg: Anfang März bekam ihr Haus den mit 10.000 Euro dotierten Bibliothekspreis der VGH-Stiftung (Versicherungsgruppe Hannover) verliehen – für die „innovative Arbeit“, wie es in der Laudatio heißt.
Und wer will denn nicht gerne modern wirken? „Bibliotheken sind keine konservativen Bücher-Archive“, sagt Lison, „aber viele Bibliotheken haben das bis in die 90-er Jahre nicht ernst genommen“. Und so will sie in ihrem neuen Ehrenamt denn auch vor allem das Image der Bibliotheken pflegen – und als Lobbyistin auftreten.
Zum Beispiel für ein nationales Bibliotheksgesetz, wie es Dänemark oder Finnland haben – Länder, die auch in Pisa-Tests besser abschneiden, wie Lison betont. Hierzulande gibt es kein solches Gesetz, und keine Kommune muss wirklich eine Bücherei betreiben, schon gar nicht in klammen Zeiten. Selbst die Franzosen seien weiter, findet Lison, auch wenn sie in Sachen Bildung ansonsten eher konservativ gestimmt seien.
Also soll eine „nationale Strategie für die deutsche Bibliothekslandschaft“ her. Doch vorher müssten sich erst die Bremer für die Niedersachsen interessieren. Und umgekehrt.
Jan Zier
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