hilfe für hauptschulen
: Reine Kosmetik

Ein paar mehr LehrerInnen und SozialarbeiterInnen, Kopfnoten, Ganztagsunterricht – CDU-Schulministerin Barbara Sommer sucht nach der passenden Kosmetik für das ramponierte Image der Hauptschulen. Aber alle Ideen und Pläne der schwarz-gelben Landesregierung ändern mittelfristig nichts am eigentlichen Problem der Hauptschulen, nämlich der fehlenden Jobperspektive für ihre AbsolventInnen. Im Gegenteil: Das neue Schulgesetz erschwert den SchülerInnen den Wechsel zu anderen Schulformen und treibt die Auslese voran.

KOMMENTAR VON GESA SCHÖLGENS

Und überhaupt: Was nützt es den HauptschülerInnen, wenn sie eine gute Note im Betragen haben, aber kein Unternehmen sie einstellen will? Wozu sich noch anstrengen? Selbst die Handwerksbetriebe bevorzugen heutzutage SchülerInnen mit Realschulabschlüssen. Besonders betroffen sind die Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die einen immer stärker wachsenden Anteil der HauptschülerInnen ausmachen. In keinem Bundesland sind ihre Chancen auf dem Lehrstellenmarkt so gering wie in Nordrhein-Westfalen, zeigt eine aktuelle Studie des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung. Von Integration keine Spur. Die fehlende Perspektive und das Stigma der Verlierer- oder Restschule führen bei den HauptschülerInnen automatisch zu Frustration und dem Gefühl, ein Mensch zweiter Klasse zu sein. Sie und ihre LehrerInnen dürfen sich zu Recht von der Politik vernachlässigt fühlen: Eingegriffen wird immer erst, wenn jemand lautstark Alarm schlägt, wie die Rütli-Hauptschule in Berlin es getan hat. Schulministerin Sommer selbst sagt: „Wer berufliche Chancen hat, ist für Aggression und Gewalt weniger anfällig.“ Da sind auch ihre Unionskollegen gefragt, die sich gegen eine Ausbildungsumlage wehren. Denn nur die könnte Druck auf die Wirtschaft ausüben, Ausbildungsplätze für HauptschülerInnen zu schaffen. Perspektive ist das einzige Mittel gegen Gewalt und Frustration.