bremen heute
: Strohhalm auf Rädern

Heute macht der Randstad-Zeitarbeits-Truck am Bremer Bahnhof Station – angeblich mit „5.000 Arbeitsplätzen im Gepäck“

taz: Frau Peetz, ist das ein verlockendes Angebot?

Karin Peetz, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di Bremen: Sicherlich – wenn Hartz IV droht oder da ist, unter Umständen die Wohnung, in der man lebt, in Gefahr ist. Da greift man zu jedem Strohhalm.

Sonst nicht?

Zumindest nicht, wenn man weiß, welche Arbeitsbedingungen bei Zeitarbeitsfirmen vorherrschen.

Zeitarbeits-Plätze sind also nicht einfach Arbeitsplätze?

Nicht selten kommt ein Arbeitnehmer über eine Zeitarbeitsfirma wieder in den gleichen Betrieb, den er wegen Kündigung verlassen musste. Dann steht er an der Werkbank neben Kolleginnen und Kollegen, die viel höher entlohnt werden.

Angeblich müssen Zeitarbeiter doch nach dem branchenüblichen Tarif bezahlt werden.

Die Zeitarbeitsfirmen, die mir hier in Bremen bekannt sind, zahlen ausschließlich nach speziellen Zeitarbeits-Tarifverträgen, die die DGB-Gewerkschaften aufgrund einer Notlagensituation abgeschlossen haben. Das Eingangsgehalt liegt da teilweise bei weniger als der Hälfte des Tarifs für fest Angestellte.

Die Agentur für Arbeit lobt den „Klebeeffekt“: Jeder dritte Zeitarbeiter werde wieder fest angestellt.

Das ist mir unbekannt. Die Unternehmen, die seit Jahren scheibchenweise Arbeitnehmer freigesetzt haben und jetzt feststellen, dass sie die über eine Zeitarbeitsfirma günstiger wiederbekommen, und das, ohne Urlaubs- und Krankheitszeiten abfedern zu müssen – die stellen doch nicht mehr fest ein.

Interview: sim