Lagergelände wird zur Ausstellung

MARIENFELDE Neue Ausstellung zeigt Integration von Aussiedlern

Wer Marienfelde vor Augen hat, erkennt darin nicht unbedingt ein Notaufnahmelager. Hier sind keine ärmlichen Baracken zu sehen, sondern nur schlichte Vorortgebäude im Stil der 50er-Jahren. Auch die neue Sonderausstellung fällt nicht besonders auf. Immerhin wird sie als Premiere genau auf dem Gelände eingerichtet, wo die Aussiedler von 1964 bis Anfang der 1990er-Jahre empfangen wurden.

Der Titel „Alles auf Anfang. Aufnahme und Integration von Aussiedlern in Berlin“ spielt auf ein weites Feld an. Mit einem zehnminütigen Dokumentarfilm wird man ins Thema eingeführt. Doch die Installationen der Ausstellung auf dem Gelände sind unauffällig: An der Ecke jedes Gebäudes, vom Kinderhort über die evangelische Flüchtlingsseelsorge bis zum Wäschemagazin, stehen je drei Stellwände: Zwei beschreiben, welchen Dienst das Gebäude den Aussiedlern anbot, auf der dritten Stellwand wird das Schicksal eines oder mehrerer Aussiedler dokumentiert. Auf den geschlossenen Fenstern der Gebäude sind Fotos ausgestellt, die einen Einblick in die früheren Aktivitäten im Gebäude geben sollen.

Am Ende der Ausstellung kommt man in eine heutige Musterwohnung, die vom Platz und von der Bequemlichkeit her kaum den Wohnungsbedingungen der 60er-Jahre entspricht, wo manchmal bis zu drei Familien zusammenleben mussten. Dort ist ein Interview von zwei Aussiedlern zu sehen.

Die Schwierigkeit, erklärt Bettina Effner, Leiterin der Erinnerungsstätte Marienfelde, habe darin bestanden, eine Ausstellung in Räumen zu organisieren, die immer noch in Betrieb sind. Allerdings steht das Gelände unter Denkmalschutz, mehr als die Hälfte der Gebäude ist leer und ausgeräumt. Es wohnen nur noch 59 Aussiedler hier, darunter 26 irakische Flüchtlinge. Für die Beratung, Arbeits- oder Wohnungsvermittlung müssen sich sie sich zu zentraleren Institutionen in Berlin begeben, da sie vor Ort nicht mehr vorhanden sind.

So fällt es einem trotz dieser Sonderausstellung schwer, sich vorzustellen, dass hier zu Hochzeiten bis 3.000 Aussiedler unterbracht wurden und sich auf ein neues Leben vorbereitet haben. ALICE LORTHOLARY