Interkulturelle Erziehung

betr.: „Bald Integrationsgipfel“, taz vom 4. 4. 06

Es scheint, dass Herrn Kauder ein wenig die Volksnähe fehlt. In Berlin wie in der „Provinz“ ist von „multikulturellem Gesäusel“ schon lange nichts mehr zu spüren. In der Ausbildung zu sozialen Berufen, sowohl im universitären Umfeld wie in der Erzieherausbildung, ist „multikulturell“ längst ein umstrittener Begriff, der kaum mehr verwendet wird. Man spricht vielmehr von „interkultureller Erziehung“ – und hier kommen Konzepte zum Tragen, die keinesfalls romantisieren.

Es wäre angebracht, einmal Leute sprechen zu lassen, die wirklich wissen, was in der Gesellschaft los ist – z. B. auch Migrantenorganisationen, die kontinuierliche Arbeit leisten, die weit über das Organisieren von Straßenfesten hinausgeht. Alle Vorschläge Herrn Kauders scheinen nur darauf abzuzielen, „Integration“ für die Deutschen angenehm zu machen – durch Wegsperren, Ausweisen, Bestrafen. Nur nicht nachdenken, umdenken und sich selbst hinterfragen müssen. Denn wer weiß, solche Denkprozesse könnten sonst noch ganz andere Ideen im Volk freisetzen, siehe Frankreich.

BARBARA BARSCH, Berlin