FIRST STEPS
: Ahhs und Ohhs

Dem Schweden Jöns Jönsson wurde eine „alte Seele“ bestätigt

Mon dieu et zut alors, wie ’errliesch, wenn man fließend Waschbecken-Französisch flöten kann! So wie Rosa von Praunheim, der sich anlässlich der Verleihung eines First-Steps-Ehrenpreises am Montagabend in sein schönstes, mit marzipanartig prächtigen Rosen übersätes Abendkleid samt Ascot-Hut schmiss und minutenlang den Spatz von Paris beziehungsweise die Drossel von Berlin intonierte, während ein Chor im Hintergrund bedrohliche Ahhs und Ohhs summte. Das war schon der zweite Bühnenhöhepunkt: Kurz vorher hatten nämlich Praunheim-Laudator (und „Dicke Mädchen“-Regisseur) Axel Ranisch gemeinsam mit seiner jungen Oma Ruth Bickelhaupt für Rosa ausdruckgetanzt. Und das gemeinsam mit der zwischendurch immer mal wieder kurz abgehenden Band Chuckamuck, der sogenannten Kinder-Countryband aus Berlin, die in Wirklichkeit tollen krachigen Garagensound macht, ergab eine kauzig-knallige Mischung, die man bei hiesigen Preisverleihungen so gar nicht kennt.

Den Filmen stand diese Atmosphäre hervorragend: Dem Regisseur des „Besten Abendfüllenden Spielfilms“ Jöns Jönsson wurden eine „alte Seele“ und die Nähe zu Ingmar Bergman bestätigt. Er fungierte mit seiner schwedisch-bedächtigen Art als amüsanter Gegenpol zu Jury-Mitglied Kino-King Knut Elstermann, der in einem Satz bekanntlich mindestens siebzehn Silben mehr verstecken kann als der Schwede als solcher. Derartig auf der einen Seite angetrieben, auf der anderen beruhigt, hatte man immer ein angenehm ausgeglichenes Gefühl. Sogar, als der im Internet rauf- und runterdiskutierte Fake-Mercedes-Spot als „Bester Werbefilm“ gewann, in dem ein Auto wegen des vorausschauenden Bremssystems den kindlichen Adolf Hitler überfährt („Erkennt Gefahren, bevor sie entstehen“). Das gab einen prima Partygesprächaufreger. JENNI ZYLKA