Chinas Henker
: Kein Einfluss ohne Partner

Im Ost-West-Konflikt hat die Formel vom Wandel durch Annäherung allgemeine Anerkennung gefunden. Und was für den Osten stimmte, sollte für den Fernen Osten auch gelten. Aber ein Selbstgänger ist es diesmal nicht.

Kommentar vonJan Kahlcke

In der Auseinandersetzung mit dem realen Sozialismus entfaltete bereits die Kenntnis des westliche Lebensstils gewaltige subversive Energie. Aber gegen ein Regime wie das chinesische, das längst den Profit zum neuen Gott erhoben hat, sind westlicher Wohlstand und Individualismus eine stumpfe Waffe. Wer hier versäumt, aktiv auf die Einhaltung der Menschenrechte zu dringen, macht sich mitschuldig an ihrer Verletzung. Ohne Kontakt allerdings, das haben auch die Lüneburger Kritiker einer Partnerschaft eingesehen, ist kein Einfluss zu gewinnen. Ohne ein klares Bekenntnis zur eigenen Verantwortung hingegen wird er nicht genutzt werden.

Das Negativbeispiel Hamburg haben die Lüneburger vor Augen: Seltsam schüchtern treten die Hansestädter im Reich der Mitte auf. Denn sie wissen: Ihre Zukunft in der globalisierten Welt ist mit dem Boom des Kolosses in Asien eng verbunden.

Auch eine Globalisierungsfolge: Menschenrechtler sind heute so informiert, dass sie schon im Vorfeld einer Städtepartnerschaft Einfluss nehmen können.

Bericht SEITE 23