Nach dem Tod von Arbeitern: Schiffbauer zahlt bessere Löhne

AUSBEUTUNG Als erstes deutsches Unternehmen schließt die Meyer Werft im niedersächsischen Papenburg einen Haustarifvertrag für Werkvertragsarbeiter ab

HANNOVER taz | Auf einen Haustarifvertrag für Werkvertragsarbeiter haben sich die Papenburger Meyer Werft, die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat geeinigt. Künftig gelten für Beschäftigte von Subunternehmen auf der Werft im Emsland 8,50 Euro Stundenlohn und Mindeststandards bei der Unterbringung. Zudem erhält der Betriebsrat bei Werkverträgen mehr Mitwirkungsrechte.

Die laut niedersächsischem Wirtschaftsministerium bundesweit einmalige Einigung ist eine Konsequenz, die der Schiffbauer aus dem Tod zweier rumänischer Werkvertragsarbeiter im Juli zieht. Die Männer waren bei einem Brand in einer Massenunterkunft erstickt. Meyer geriet massiv in die Kritik: Bis zu 30 Arbeiter sollen zeitweise in dem Einfamilienhaus untergebracht gewesen und für Stundenlöhne teils unter 5 Euro über einen Personaldienstleister auf der Werft eingesetzt worden sein.

Seither ermittelt die Staatsanwaltschaft Osnabrück wegen des Anfangsverdachts des Menschenhandels – und die Meyer Werft bemüht sich um Schadensbegrenzung. Kurz nach dem Brand legte sie eine Sozialcharta zur Verbesserung der Arbeits- und Wohnbedingungen vor. Der Tarifvertrag sieht nun neben den Standards für Löhne, Mitbestimmung und Unterbringung die Einrichtung einer Beratungsstelle für Werkvertragsarbeiter vor.

Für Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) ist der Vertrag ein „Meilenstein“ mit „Vorbildcharakter“. Auch die rot-grüne Landesregierung setzt sich seit dem Brand verstärkt gegen den Missbrauch von Werkverträgen ein. Im Bundesrat etwa will sie noch im September eine Initiative zur Reform von Arbeitnehmerüberlassungs- und Betriebsrätegesetz einbringen. Die Meyer-Geschäftsführung betont unterdessen, „Werkverträge bleiben ein unverzichtbarer Bestandteil beim Bau von Kreuzfahrtschiffen“.

Derzeit arbeiten auf der Werft 290 Leiharbeiter sowie 1.500 Beschäftigte von Personaldienstleistern, mit denen Meyer Werkverträge abgeschlossen hat. Durch den Haustarifvertrag, kündigt die IG Metall an, könne der Betriebsrat nun gegen „schwarze Schafe“ unter diesen Werkvertragsunternehmen vorgehen. THA

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