„Konsum reicht nicht aus“

VERNISSAGE Fotoausstellung widmet sich der Frage, was gerecht ist und was faires Handeln bedeutet

■ 57, Ethnologin beim Aktionsbündnis „Hamburg mal fair“, organisiert seit 15 Jahren Projekte zu fairem Handel.

taz: Frau Seithel, wer widmet sich in der Fotoausstellung wem?

Friderike Seithel: Über 400 Jugendliche haben sich mit der Frage „Was heißt Fairness und faires Handeln?“ in einem Fotowettbewerb auseinandergesetzt. Wir stellen Fotos der PreisträgerInnen aus.

Wie kann Schokolade unfair sein?

Deutschland bezieht seine Kakaoprodukte hauptsächlich von der Westküste Afrikas. Es ist bekannt, dass dort mindestens 20.000 teils verschleppte Kinder auf den Kakaoplantagen arbeiten.

Kann ich als kleiner Konsument durch den Einkauf fairer Produkte etwas bewirken?

Es geht nicht nur um fairen Konsum, sondern um Willensbekundung und Lobbyarbeit. Es müsste Einfluss auf die Entscheidungsträger genommen werden. Die Welt ist in keinem Fall zu retten, indem man einfach nur anders konsumiert.

Stehen die Fotos für sich?

Nein, sie werden kommentiert. Wenn zum Beispiel ein Mann mit Plastiktüten neben einem Briefkasten fotografiert wurde, dann wird im Kommentar auf den globalen Bezug seiner Armut hingewiesen.

Was für Ungerechtigkeiten sind noch zu sehen?

Zwei Fotos heißen beispielsweise „Blood Bananas“ und „Gefangen im Handykonsum“. Ein anderes Foto widmet sich den schlechten Arbeitsbedingungen in asiatischen Textilfabriken. Die Bilder setzen sich mit den Produktionsbedingungen unserer Konsumprodukte auseinander.

Gibt es auch Bezüge zu Hamburg?

Es werden Fotos ausgestellt, die sich mit dem Straßenalltag Hamburgs beschäftigen.

Etwas genauer bitte.

Es gibt eine Fotoserie rund um den Hamburger Hauptbahnhof, sie nennt sich „Schöner Wohnen“ und zeigt schlafende Obdachlose vor Neubauten. Eine andere heißt „Sie kamen in Hoffnung“ und stellt Sinti und Roma beim Betteln dar.

Welche Preise kann man dort ergattern?

Letztes Jahr gab es Kameras, dieses Jahr haben wir noch gar nichts. Wir suchen noch Sponsoren, da wir kein Geld haben. Wir arbeiten alle ehrenamtlich.

Was ist Ihr Anspruch mit der Ausstellung?

Die Fotos zeigen die Ambivalenzen dieser Welt. Über die Lösungen sollen sich die Leute Gedanken machen.  INTERVIEW: CABI

Vernissage: „Guck ma – Fotos für Fairness und Fair Trade“, 18.30 Uhr, Galerie der Oberhafenkantine, bis zum 26. 9., täglich von 10–18 Uhr