FRAUKE BÖGER ÜBER BISCHOF MIXAS RÜCKTRITT AUF RATEN
: Die Hand Gottes

Mixa hat nie verstanden, worum es geht: um Transparenz und um Respekt vor den Opfern

Bischof Walter Mixa räumt also ein, es könnte schon sein, dass ihm mal die Hand ausgerutscht sei. Dass er niemals „Watschn“ verteilt hat, hat ihm eh keiner geglaubt. Das ist vielleicht auch nicht das Entscheidende. Entscheidend ist, dass er gleich mit seinen ersten Äußerungen, er habe ein reines Herz und er habe niemals Gewalt angewandt, gezeigt hat, dass er nicht versteht, worum es geht. Nämlich darum, Transparenz herzustellen und den Opfern mit Respekt zu begegnen.

Natürlich ändern sich die Zeiten: Ohrfeigen sind noch nicht lange verpönt, erst vor zehn Jahren ist hierzulande das entsprechende Gesetz geändert worden. Andernorts ist die Frage, ob man seine Kinder schlagen und züchtigen darf, sogar noch hoch umstritten. In Neuseeland etwa wird seit zwei Jahren vehement gegen eine Gesetzesänderung, welche die Prügelstrafe für Kinder sanktionieren soll, protestiert.

Mixas schroffe Reaktionen vor zwei Wochen zeigen, dass ihm seine eigene Autorität wichtiger ist als alles andere. Ihn als Opfer der Diffamierung darzustellen, war als Strategie des Bistums ein Hohn gegenüber den Opfern seiner Erziehungsmethode. Mit seiner Haltung hat er sie als Lügner und Verwirrte darzustellen versucht, und mit seinem Versprechen, er werde für sie beten, hat er gut katholisch noch eins draufgesetzt.

Mixa streitet immer noch ab, Kinder mit Fäusten bearbeitet zu haben, wie es mehrere Heimkinder eidesstattlich bezeugen. Also heißt es jetzt noch mal zwei Wochen warten, dann kommt möglicherweise auch hier ein Eingeständnis, ein Hinweis auf die anderen Zeiten, auf Lücken im Gedächtnis und vielleicht ja sogar die Entschuldigung, die die Opfer sich wünschen. Und vielleicht dann der Rücktritt. In dem Fall könnte man sagen: besser spät als nie.

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