Empörung über Mord an linkem Aktivisten in Athen

GRIECHENLAND Rechtsextremist der Partei Goldene Morgenröte gesteht die Tat. Landesweite Proteste

Der mutmaßliche Täter, der ein Messer bei sich trug, gab laut Polizei die Tat zu

AUS ATHEN JANNIS PAPADIMITRIOU

Die Ermordung eines linksgerichteten Musikers durch einen Rechtsextremisten in Athen hat die politischen Spannungen in Griechenland verschärft. Der militante Antifaschist und Sympathisant der linken Gruppierung Antarsia wurde in der Nacht zum Mittwoch im Vorstadtbezirk Keratsini erstochen, wie die Polizei mitteilte.

Pavlos Fyssas heißt das Todesopfer der rechtsradikalen Schläger. Er hatte sich einen Namen als linker Aktivist und Hip-Hop-Musiker in Griechenland gemacht, bekannt unter dem Künstlernamen „Killah P“. In der Nacht zum Mittwoch verfolgte der 34jährige gemeinsam mit seinen Freunden ein Fußballspiel in einem Café der Hafenstadt Piräus. Es kam zum verbalen Streit mit einem Nachbartisch. Ursprünglich ging es um Fußball, anschließend um Politik, wie Augenzeugen berichten. Jedenfalls wurden Fyssas und seine Clique nach dem gemütlichen Fußballabend auf dem Heimweg von mindestens 15 Schlägern attackiert - unter ihnen auch ein 45-jähriger, der im Cafe nicht anwesend, aber offenbar per SMS als professioneller Killer herbeigeeilt war. Wie ein Freund von Pavlos Fyssas im griechischen Fernsehen erklärte, stach der 45jährige mindestens zwei Mal mit einem Messer auf Fyssas ein, der Krankenwagen sei erst nach 50 Minuten gekommen. Es war zu spät für den 34jährigen. Die Polizei nahm den tatverdächtigen 45-jährigen in Haft. Der mutmaßliche Täter, der bei seiner Festnahme ein Messer bei sich trug, bekannte sich zu der Tat und gab laut Polizei zu, Mitglied der Goldenen Morgenröte zu sein. Die rechtsextreme Partei stritt jede Verwicklung in die Tat ab, die „politisch instrumentalisiert“ worden sei. Die Polizei durchsuchte mehrere Büros der Goldenen Morgenröte, um Beweismaterial zu sichern. Bei der Parlamentswahl im Vorjahr hatten die Rechtsextremisten 18 Mandate errungen.

Schon am Freitag waren bei Zusammenstößen zwischen Rechtsradikalen und Kommunisten in Perama, einer Vorstadt von Piräus, mindestens acht Menschen verletzt worden. Wenige Tage zuvor war es zu Tumulten bei einer Gedenkfeier zum griechischen Bürgerkrieg auf dem südlichen Peloponnes gekommen, als Abgeordnete der Goldenen Morgenröte die Veranstaltung stürmten, um den Bürgermeister im Ort Meligalas vom Pult zu verdrängen und ihre eigene Propaganda zu verbreiten.

Die Wut über den Mord an Fryssas vermengte sich am Mittwoch mit dem Protest gegen die rigide Sparpolitik der griechischen Regierung. Tausende Staatsbedienstete legten die Arbeit nieder und zogen auf die Straße, um ihre Solidarität mit dem Getöteten und Ablehnung der Rechten zu demonstrieren.

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