schweinepest
: Stand still in NRW

Da ist Brüssel knallhart. Wenn die Veterinäre und Verbraucherschützer in der EU-Kommission den Eindruck haben, dass die Zuständigen vor Ort eine Krise nicht im Griff haben, machen sie kurzer Hand die Grenzen dicht. „Stand still“ heißt es seit gestern nacht Null Uhr für alle Schweine aus NRW. Kein Schwein darf mehr den Hof verlassen, sofern es sich um einen der rund 16.000 Bauernhöfe mit Schweinehaltung in NRW handelt. Wer ist Schuld? Das tückische Virus vielleicht? Die Tests scheinen nicht zuverlässig darauf anzuspringen. So kann es sich unbemerkt ausbreiten und dann wieder Hallo schreien. Aber gleichzeitig plätschert es so dahin: In zwei Monaten sind nur sechs Betriebe betroffen.

Gastkommentar vonULRICH JASPER

Die Kriterien, die EU-weit für die Bewältigung solcher Tierseuchenfälle gelten, werden in NRW nur lückenhaft befolgt, lautet der Vorwurf aus der EU. Auch im Inland herrscht Unmut. Der Bund und andere Bundesländer sind stinksauer auf die Kollegen am Rhein. Für ganz Deutschland ist der Export von Schlachtschweinen stark eingeschränkt, Niedersachsen tobt. Als eine Konsequenz hat Berlin am Donnerstag die Aufgabe, Brüssel ständig zu informieren, an sich gezogen. Den Düsseldorfern traut man selbst das nicht mehr zu.

Dass das NRW-Ministerium mit der Schweinepest überfordert ist, ist ein dicker Hund. Es ist ja nicht der erste Ausbruch. Folglich müsste das Vorgehen im Ernstfall sitzen, fast im Schlaf. Bitter ist, dass ein so unprofessionelles Vorgehen den Mitkonkurrenten am Schweinemarkt gelegen kommt. Fällt NRW als Schweineanbieter aus, sinkt das Angebot, und die Holländer freuen sich über steigende Schweinepreise. Auch dafür trägt Düsseldorf die Verantwortung.

Ulrich Jasper (38) ist Chefredakteur der „Unabhängigen Bauernstimme“ mit Sitz in Hamm, der einzigen Bauernzeitung für alternative und umweltverträgliche Landwirtschaft in Deutschland.