berliner szenen Neu im Imbissgeschäft

Sultan of Kebabs

Ab heute wird alles anders. Mein Leben hat sich für immer verändert. „Imbissstand zu verkaufen“, steht auf einem Schild an einer fahrbaren Dönerbude vor Aldi an der Hasenheide. Darunter eine Handynummer. Schnell stelle ich die zwei vollen Aldi-Einkaufstüten auf den Boden, krame einen Stift aus meiner Tasche und schreibe mir die Nummer auf die Hand. Der Imbiss sieht aus wie eine überdimensionale Getränkedose auf Rädern und heißt Sultan of Kebabs.

Gleich morgen werde ich dort anrufen. Ich sehe mich schon, wie ich dann mit dem Imbissstand durch Berlin ziehen werde, von Aldi-Filiale zu Aldi-Filiale. Von Neukölln über Mitte und Prenzlauer Berg bis nach Pankow. Ob man mit Sultan of Kebabs auch vor Extra- oder Kaiser’s-Fillialen absteigen kann? Und darf man mit solchen Gefährten auch in öffentlichen Parks oder an Seen Halt machen? Fragen über Fragen. Würde ich auch Currywürste und Pommes verkaufen, vielleicht sogar selbstgemachten Kuchen und Milchkaffee?

Was für ein Leben! Ich wäre eine urbane Beduinin ohne Kamel, aber mit Imbissbude. Endlich würde ich ganz Berlin kennen lernen. Zu essen wäre immer etwas da und ich würde auch noch Geld dabei verdienen. Vielleicht könnte ich sogar im Imbiss schlafen und so Miete sparen? Auf jeder Party, ob im Park oder anderswo, würde ich mit Sultan of Kebabs vor Orte sein. Ich könnte Fanta und Cola trinken, so viel ich wollte, und die Knoblauchsoße auch mal pur mit dem Löffel schlürfen. Nur den Namen müsste ich ändern. „Was ist die weiblich Form von Sultan?“, frage ich den Mann, der im Imbiss Zwiebeln schneidet. Er blickt mich mit verweinten Augen verwundert an, zuckt mit den Schultern und sagt: „Rosine?“

MAREIKE BARMEYER