Gleiche soziale Rechte für alle

betr.: „Menschliches Vermögen wird vergeudet“, taz vom 5. 4. 06

Der Artikel fängt gut an. Gründe der Lernverweigerung werden erklärt, Chancengleichheit über ein Modell angeboten. Doch dann: was für eine These: „Die Ursache der hohen deutschen Arbeitslosigkeit und das unbefriedigende volkswirtschaftliche Wachstum haben ihre zentrale Ursache in einem exzessiven Sozialstaat, der nicht nur teuer, sondern auch leistungsfeindlich ist.“ Es geht hier gar nicht um alle, sondern um die „vielen Jugendlichen …, die das Zeug zu guter Ausbildung hätten“. Und was ist mit den anderen? Die rausfallen aus dem System? Genau: Die sollen gar nichts kriegen, denn es ist „exzessiv“, als Hartz-IV-Empfänger 350 Euro zu verprassen.

Die Jugendlichen, die das „Zeug“ dazu haben, die sollen noch mit ins Boot, verkaufen tun Sie das als Chancengleichheit. Die restlichen, die angeblich nicht das „Zeug“ dazu haben, sollen vom Staat nichts mehr erhalten. Die Realität ist doch die, dass es keine Arbeit mehr zu Löhnen gibt, von denen die Menschen würdig leben können. Ein Großteil der Jugendlichen wird aus dem System rausfallen, die sollen auch nicht mehr aufgefangen werden. Der wesentlichste Anreiz zum Lernen ist immer noch ein guter Job für gutes Geld, Anerkennung und Würde. Darum geht es. Gleiche soziale Rechte für alle.

BIRGIT WULF, Hamburg