„Wollen Sie sich ein Studium in Hamburg wirklich antun?“

WAS MACHEN SIE HEUTE? Sabine Hülsmann versucht, Abiturienten nach Sachsen zu locken

■ Die Vize-Sprecherin des Wissenschaftsministeriums verantwortet die Kampagne „Pack dein Studium. Am besten in Sachsen“ – und hat kein Foto von sich gefunden

taz: Frau Hülsmann, Sie haben Glück, dass ich anrufe.

Sabine Hülsmann: Warum?

Weil sonst niemand wüsste, dass Sie heute an vier Hamburger Gymnasien über Studienmöglichkeiten in Sachsen informieren: Auf Ihren Postkarten fehlt das Datum.

Ja, peinlich. Von drei Korrekturlesern hat’s keiner gemerkt.

So sorgfältig arbeiten lernt man also in Sachsen.

Sie sind gemein, total gemein.

Ich erreiche Sie am Sonntag im Büro. Was machen Sie gerade?

Ich lade noch ein paar frisch gebackene Dresdner Studien-Plätzchen ins Auto und fahre dann los.

Was erwartet die Abiturienten?

Ein Truck im Umzugskistendesign mit einem Sofa davor. Dort liegen Broschüren aus über Städte und Hochschulen sowie Infos zu Studiengängen.

Zu gewinnen gibt es nichts?

Nein. Entscheidend sind doch die Beratungsgespräche.

Ach so. Wie würden Sie mich denn nach Sachsen locken?

Ich würde sagen: Junger Mann, überfüllte Hörsäle, Wartesemester, hohe Semester- und Studiengebühren – wollen Sie sich das wirklich antun? In Sachsen müssen Sie auf nichts verzichten, nicht mal auf die Elbe. Die Reputation unserer Hochschulen ist hoch, die Lebenshaltungskosten sind niedrig. Wir betreuen unsere Studenten gut und erheben keine Studiengebühren.

Ziehen Sie noch weiter?

Ja, im Herbst sind wir in Bayern, ansonsten konzentrieren wir uns aber wegen des doppelten Abiturjahrgangs auf Hamburg. Während im Osten die Zahl der Abiturienten sinkt, steigt sie im Westen ja. Und da im Rahmen des Hochschulpakts viel Geld in ostdeutsche Hochschulen geflossen ist, müssen wir nun dafür sorgen, dass diese Kapazitäten auch genutzt werden.

Wo haben Sie studiert?

In Leipzig natürlich, Journalistik. Das ist aber schon ein Weilchen her. Interview: David Denk

Außer an vier Gymnasien hält der Truck um 15 Uhr am Gänsemarkt