Kooperation unter Streithähnen

FAST GELUNGENE KUNSTWOCHE

Klaus Wowereit sah zufrieden aus, als er am Dienstagabend bei der Eröffnung der Berlin Art Week auf dem Innenhof der ehemaligen jüdischen Mädchenschule kurz zu der versammelten Schar von Museumsleuten, Künstlern, Galeristen und Sammlern sprach. Der Regierende Bürgermeister und Nebenbei-Kultursenator lobte den Kooperationswillen der hauptstädtischen Kunstszene, die seit ein paar Jahren als ziemlich zerstritten gilt.

Seit etwa die Berliner Messegesellschaft im Frühjahr 2011 nach gescheiterten Fusionsverhandlungen mit der privaten Konkurrenzveranstaltung abc die traditionsreiche Kunstmesse Art Forum Berlin einstellte, bröckelten besonders bei den Berliner Mittelbau-Galerien die Umsätze. Daher kam die schlechte Laune. Weil es aber in absehbarer Zeit keine neue Kunstmesse in Berlin geben wird, erfand man im Roten Rathaus 2012 flugs die Berlin Art Week: eine griffige Dachmarke für die vielen Ausstellungen, die es im Herbst in der Hauptstadt eigentlich sowieso zu sehen gibt. Das soll auswärtige Kunstliebhaber in die Stadt locken, vor allem auch jene händeringend benötigten Sammler, die ansonsten nur im Frühjahr einfliegen, wenn das erfolgreiche und attraktive Gallery Weekend winkt.

Nach einem vergeigten Schnellstart im vorigen Jahr sieht der Kunstherbst 2013 tatsächlich ganz gut aus: neben unzähligen Galerie-Ausstellungen, dem Preis der Nationalgalerie (Herzlichen Glückwunsch, Mariana Castillo Deball!) und der René-Block-Biennale („Iskele 2“) im Neuen Berliner Kunstverein, bei Tanas und im HAU, koorganisierte etwa die BQ-Galerie am Rosa-Luxemburg-Platz in der benachbarten Volksbühne gleich noch ein ganzes Glasgow-Kultur-Festival.

Nur „Painting Forever!“, das Joint Venture der vier Berliner Institutionen – Berlinische Galerie, Deutsche Bank Kunsthalle, KunstWerke (KW) und Neue Nationalgalerie –, birgt einigen Sprengstoff. In der Neuen Nationalgalerie präsentiert Nationalgalerie-Direktor Udo Kittelmann unter dem launigen Motto „BubeDameKönigAss“ die Maler Anselm Reyle, Martin Eder, Thomas Scheibitz und Michael Kunze und vergisst darüber einfach die Malerinnen. Die sind dann zwar in der von Ellen Blumenstein kuratierten KW-Gruppenausstellung „Keilrahmen“ vertreten. Doch die Präsentation und der zugehörige Katalog sind so lieblos geraten, dass die KW-Schau unter den Künstlern schon jetzt als regelrechte Antiausstellung gilt.

Grund zum Streit gibt es also weiterhin genügend, es gilt nur, ihn produktiv zu führen.

KITO NEDO