Durch die Stadt navigieren

Irgendwo verbirgt sich ein Schatz. Der beschert zwar kein sorgenfreies Leben, aber doch erweiterte Kenntnisse im Umgang mit GPS und neue Bremer Ansichten. Möglich macht das die Stadtbibliothek

von Jeanette Simon

Das Spiel hat noch nicht angefangen, da guckt er schon nervös auf die Uhr. Sein Blick sagt: hoffentlich geht’s schnell. Sie versucht das zu ignorieren. Schließlich ziehen sie los ein Geheimnis zu entdecken. Jeany und Khalid, unter der Woche Studenten, sind heute Schatzjäger. Mitten Bremen. Sie machen Geocaching.

Geocaching heißt: Jemand versteckt eine Dose mit Krimskrams im Wald. Oder in der Stadt. Eine Gruppe bekommt dann die Koordinaten für einen Startpunkt, an dem sich ein Hinweis auf die nächste Station auf dem Weg zum Schatz befindet. Mit Hilfe eines GPS-Gerätes navigieren sie sich dem Ziel entgegen.

Initiiert hat das Spiel am Samstag die Stadtbibliothek. Eigentlich ein Angebot im Rahmen des Schul-Ferienprogramms. Der Zuspruch ist bei der Erstauflage allerdings etwas mau. Genau genommen sind nur die 24-jährige Jeany und ihr Freund Khalid, 30, gekommen. Dafür hat ihnen der junge Mann von der Multimediaspielwiese den Startpunkt verraten. Das Café Sand. „Na dann los.“ Khalid drängelt. An der Strandbar gilt es, den ersten Hinweis zu finden. Der Pfeil auf dem Display zeigt geradeaus. Noch 30 Meter. Zügig folgt Jeany den Anweisungen, ohne das Gerät aus den Augen zu lassen. Hinter ihr ruft Khalid: „Halt, hier!“ Er hat nämlich die Anleitung gelesen. „Rechts vom Blitz auf Holz bei einem alten Durchgang ohne Weg…“

An einer Graffiti-besprühten Wand finden die beiden tatsächlich die nächsten Koordinaten. Also schnell in das Gerät eingeben und weiter. Denkste. 20 Minuten dauert es doch, die Tücken der Technik zu überwinden. Dann weiter, vorbei am Weserstadion, durch die Schrebergärten, kurzer Stopp am Werdersee. „Ein langes wildes Tier starrt auf das Wasser“, steht auf dem mittlerweile arg verknitterten Zettel. Die ersten vier Stationen, 2,5 Kilometer und 90 Spielminuten liegen hinter ihnen. Ihre Schuhe sind dreckig, die Haare zerzaust. Dafür sind die Wangen rot und die Augen leuchten. Sie wollen ihn – ihren Schatz. „Ich geb ja zu, es macht Spaß“, sagt Khalid, der mittlerweile das Navigationsgerät an sich gerissen hat und alle 50 Meter die aktuelle Entfernung zur nächsten Station ansagt. „Jetzt bin ich schon gespannt wo wir rauskommen.“ Außerdem lerne man Bremen so von anderen Seiten kennen, fügt seine Freundin hinzu.

Letzter Stopp vorm Ziel. Die Anleitung sagt: „Mach’s wie der Frosch und du wirst fündig.“ Die beiden lachen. „Ich glaub wir kriegen das auch so hin“, sagt Jeany. An einer Bankgruppe suchen sie nach dem letzen Hinweis. Aber sie finden ihn nicht. Also machen sie es doch wie der Frosch. Sie springen und quaken. Das bringt aber nichts. Nach einer halben Stunde finden sie endlich den Weg zum Glück – unter einem Tisch. Jetzt können sie es kaum noch abwarten. Das GPS-Gerät zeigt an, noch 200 Meter. „Zwischen Anker und Fluss“ soll laut Beschreibung die Schatzkiste zu finden sein. Sie fangen an zu suchen. „Ich hab ihn“, schreit Jeany zehn Minuten später entfesselt. „Hier.“ Sie zieht die Dose aus ihrem Versteck. Darin: Kulis, Schlüsselanhänger und das Logbuch. In das tragen sich erfolgreiche Schatzsucher ein. Aus dem Kästchen darf sich der Finder etwas rausnehmen, wenn er etwas hineinlegt. Jeany und Khalid entscheiden sich für ein Schlüsselband. Dafür legen sie ein Feuerzeug zu den Sachen und packen den Schatz wieder an seinen Platz.

Lust auf Geocaching? Anleitung gibt’s Di - Do in der Zentralbibliothek am Wall