kein herz für tiere von RALF SOTSCHECK
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Als Tier hat man in Großbritannien nichts zu lachen. Die Insel gilt als Erfinderin aller Tierseuchen. Man denke an das Virus, das vor ein paar Jahren ganze Bienenvölker dahinraffte, an das große Froschsterben, bei dem den Viechern die Beine ausfielen, bevor sie platzten – von Hühnerpest, Maul- und Klauenseuche sowie Rinderwahn ganz zu schweigen. Dennoch reagierten die Briten panisch, als nach dem Bau des Kanaltunnels bis dahin unbekannte Spinnenarten aus Frankreich herübergekrochen kamen. Die Achtfüßer hatten vermutlich die Orientierung verloren, sonst wären sie nicht freiwillig zu Fuß ins Tiervernichtungsland marschiert.

Den ersten Fall von Vogelgrippe, der vorige Woche nach achttägigen Untersuchungen bei einem Schwan in Schottland diagnostiziert wurde, nahm man dagegen gelassen hin. David King, wissenschaftlicher Berater der Regierung, sagte, Großbritannien sei auf die Seuche besser vorbereitet als jedes andere Land der Welt, weil man jede Menge Erfahrung mit Tierkrankheiten habe. „Ein toter Schwan ist keine Krise“, sagte King. Ein 2.500 Quadratkilometer großes Gebiet um den toten Schwan herum wurde dennoch zur Risikozone erklärt. Mit den dort lebenden 3,1 Millionen Vögeln will man zurzeit noch nicht Tabula rasa machen, wie man es bei der Maul- und Klauenseuche getan hat. Die Regierung hat bisher lediglich ein Versammlungsverbot für Vögel verhängt.

Vielleicht ist für die Tiere aber doch die Stunde der Rache gekommen. In Northumberland zittert man vor einem Riesenkaninchen. Das langohrige Ungeheuer soll eine ganze Kleingartenkolonie in dem kleinen Dorf Felton abgeerntet haben, schreibt der Guardian. Die Schrebergärtner haben zwei schwerbewaffnete Nachtwächter angeheuert, die das schwarzbraune Großwild erschießen sollen. „Ich habe seine Fußabdrücke gesehen, und sie sind enorm“, sagt der 17-jährige Brian Cadman, einer der beiden Jäger. „Ich kann es kaum abwarten, ihm ein Ende zu bereiten.“

Es versteckt sich tagsüber in seiner Höhle, doch nachts verspeist es Karotten, Runkelrüben und Kohlköpfe. In einer einzigen Nacht soll es ein ganzes Zwiebelfeld vertilgt haben. Ein gigantisches Kaninchen mit gigantischen Blähungen dürfte eigentlich nicht so schwer zu finden sein. Das Karnickel habe Füße so groß wie die eines Hundes, behauptet der Guardian. In der Sun, das wundert einen nicht, sind die Füße noch viel größer. Der kleinformatige Schmutzkübel fühlt sich an den Wallace-and-Gromit-Film erinnert. „The Curse of the Were-Rabbitt“, der Streifen über ein stattliches, Kleingärtnergemüse raubendes Karnickel, sei der Film gewesen, entsetzt sich das Blatt: „Jetzt haben wir es mit der Realität zu tun.“ Die Sun zitiert den 63-jährigen Jeff Smith, der das Were-Wesen als Erster gesehen hat. „Das ist kein normales Kaninchen“, sagt er. „Das ist ein Monster.“ Die Füße seien so groß wie die eines Hirsches, die Ohren so lang wie die Beine von Claudia Schiffer, wobei eins länger ist als das andere – der Ohren, nicht der Schiffer’schen Beine. Große Füße, große Ohren? Handelt es sich womöglich um Prinz Charles, der sich für seine Kinder als Osterhase verkleidet hat? Frohe Ostern, liebe Leser.