Lidl lässt Baupläne fallen

KONSUM Die Supermarktkette Lidl will ihre seit Monaten umstrittene Filiale an der Langenhorner Chaussee nun doch nicht bauen. Die Bürgerinitiative, die den Bau verhindern wollte, ist hocherfreut

Der Discounter Lidl möchte nun doch keine weitere Filiale an der Langenhorner Chaussee errichten. Dabei schien der Genehmigung nichts mehr im Wege zu stehen: Vier Jahre hat es gedauert, den Bebauungsplan zu ändern und über die Auflagen zu verhandeln. Bezirksamtsleiter Harald Rösler (SPD) hatte bereits im vergangenen Dezember die Filiale für genehmigungsfähig erklärt. Doch nun stellt sich heraus, dass Lidl die Pläne fallen lassen will.

Über die Gründe für den Rückzug will sich der Discounter nicht äußern. Es wäre die dritte Lidl-Filiale an der Langenhorner Chaussee gewesen. Hamburgs unfallträchtigste Straße ist als sogenannte Ausfallstraße attraktiv für Supermärkte. Doch der Bau war stets umstritten.

Auf dem Areal steht das alte Hotel Tomfort, das Lidl kaufen und abreißen wollte. Bei der Anfahrt hätten LKWs auf der Chaussee links in die kleine Bergmannstraße abbiegen müssen. Das hätte kaum funktioniert. Deswegen wurde die Einfahrt an die Straße verlegt. Dafür allerdings hätten die Fahrzeuge über den Bürgersteig fahren müssen, was verboten ist. Doch für den Discounter wurde eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Nicht die einzige: Auch hätte Lidl die Bebauungsgrenze des Geländes überschreiten dürfen.

Dann stellte sich heraus, dass die geplante Einfahrt zu klein ist. Lidl versprach, nur mit kleinen LKWs zu liefern. So hangelten sich Bezirkspolitik und Discounter von einer Ungereimtheit zur nächsten.

Kürzlich wurden die Auflagen für Lidl überraschend erweitert, sodass der Discounter die Fahrspur der Langenhorner Chaussee auf eigene Kosten hätte verbreitern müssen. Außerdem hätten die Laster nicht in das Wohngebiet hineinfahren, sondern nur direkt von der Straße auf das Gelände fahren dürfen.

Diese Änderungen seien gewiss der Grund, dass eine Lidl-Filiale auf dem Tomfort-Gelände für das Unternehmen nicht mehr attraktiv sei, vermutet Thomas Domres, Fraktionsvorsitzender der SPD-Nord. Domres sei davon sowieso nie begeistert gewesen, sagt er nun.

Die Bürgerinitiative „Keine Zerlidlung des Käkenflurs“ ist begeistert von der jüngsten Wendung: „Mit diesem Ergebnis konnten wir nie rechnen“, sagt Eckart Drews von der Initiative. Sein Eindruck war, dass die Bezirkspolitik viele der widrigen Umstände des Bauvorhabens hatte vertuschen wollen. In einer Bauakte, die der taz vorliegt, steht, man wolle die Öffentlichkeit erst nach der „genehmigungsfähigen Planung“ informieren. „Die wussten alle, dass das vorne und hinten nicht passt“, sagt Drews.  AMA