Was hinten rauskommt, reicht nicht

Wie muss man das Ergebnis der SPD interpretieren?

VON STEFAN ALBERTI

Acht starke Stimmen im Bundestag“. So resümiert SPD-Landeschef Jan Stöß das Ergebnis seiner Partei in Berlin, er spricht von einem „Achtungserfolg“. Kann man machen – wenn man wie weiland Helmut Kohl meint, entscheidend sei, was hinten rauskomme. Aber auch nur dann.

Berlins Sozialdemokraten haben zwar im künftigen Bundestag deutlich mehr Mandate als bisher, acht statt fünf. In Zahlen klingt das noch toller: ein Plus von fast zwei Drittel.

Aber Zahlen müssen nicht lügen, um nicht die ganze Wahrheit zu erzählen. Und die lautet: Der Gewinn bei den Mandaten ist weniger eigenem Tun zu verdanken als der günstigen neuen Sitzberechnung. Und auch die 25 Prozent, die die Berliner SPD geholt hat, sind immer noch ihr zweitschlechtestes Ergebnis bei Bundestagswahlen. Dass die SPD überhaupt auf der Wahlkreiskarte (s. Seite 22) vertreten ist, verdankt sie ihrer Spitzenkandidatin Eva Högl und einem grandiosen Erfolg von Fritz Felgentreu in Neukölln. Der siegte nicht wegen, sondern trotz seiner Partei: Er lag sechs Prozentpunkte über dem Zweitstimmenresultat.

Nur dritte Kraft im Osten

Traurige Wahrheit für die SPD ist auch, dass sie, die derzeit alle Bürgermeister in den vier reinen Ostbezirken stellt, am Sonntag genau dort nur noch dritte Kraft war. Und dass sie selbst in Charlottenburg-Wilmersdorf nicht gewinnen konnte, wo die CDU zuletzt vor fast 20 Jahren das Mandat holte.

Das wie Stöß als „Achtungserfolg“ zu bezeichnen, kann man als Ausdruck von Selbstbewusstsein sehen. Oder als Versuch, eine Wahlschlappe schönzureden.