piwik no script img

LESERINNENBRIEFE

Ich sehe schwarz

■ betr.: „Das Merkel-Gefühl“, taz vom 23. 9. 13

Nach der Wahl sehe ich schwarz. Ich setze auf eine zügige Energiewende, damit wir an den Folgen von Atommüll, Reaktorkatastrophen nicht doch zugrunde gehen beziehungsweise die folgenden Generationen unsäglich belasten.

Ich trete auf die Bremse und benötige mehr Sicherheit im Verkehr für Alte, Schwache, Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen, Radelnde, Kinder. Vor allem: Ich brauche „weniger statt mehr“. Ich muss nicht alles haben oder haben wollen. Keine Massentierhaltung. Keine Monokulturen riesigen Ausmaßes. Nicht noch mehr Supermärkte, die den Garaus der Kleinen nach sich ziehen.

Da müsste die Union selbst eine Kehrtwende in Gang bringen. Für mich nicht vorstellbar. Auch nicht denkbar in einer Grün angehauchten Koalition. Hier bleiben die Mächtigen die Mächtigen und die anderen werden zu Schmächtigen. HARALD RIESE, Naumburg

Nah dran und doch daneben?

■ betr.: „KönigInnen von Deutschland“, taz vom 21. 9. 13

Worüber reden wir? Über Deutschland, wo es in Aussichtslosigkeit gestürzte Nichtwählerschichten gibt, die sich von der Politik verabschiedet haben, oder von der EU, wo die Ungleichheit zwischen Mitgliedsländern erschreckende Formen angenommen hat, oder von einer Welt, in der die Globalisierung eben nicht alle Menschen zu Gewinnern gemacht hat, im Gegenteil. Solange Ungleichheit mehrheitlich als Motor von „Entwicklung“ betrachtet wird, muss sich auch niemand wundern. Das Gegenmittel ist bekannt: Umverteilung von oben nach unten, mittels gezielter Steuererhöhungen, die nun wirklich keine neue Armut erzeugen. Nach den Hochrechnungen bei der Bundestagswahl steht es da eins zu eins beim Für und Wider. Nah dran und doch daneben? Dieses pubertäre Gehabe seitens SPD und Grünen, eine linke Mehrheit, welche hier die Wende einleiten könnte, ginge nur ohne Die Linke, ist einfach nur noch zum k…

Global betrachtet: Erst wenn in Deutschland das Kilo Bananen doppelt so teuer ist wie das Kilo Äpfel (deutsche!), würde ich vom wirklichen Durchbruch sprechen. Mögen die neuen/alten „KönigInnen“ von Deutschland in den nächsten vier Jahren ihren Beitrag dazu leisten, hier etwas zu bewegen, denn Hoffnung ist berechtigt, da Lernfähigkeit bei der bisherigen Regierung zu erkennen war. Der Klimawandel, die Ressourcenknappheit beziehungsweise -konkurrenz und übergreifend die Beantwortung der Wachstumsfrage könnten mit einem Schuss Optimismus Themen der neuen Regierung werden. Wenn nicht, dann wenigstens in der künftigen Opposition.

Wenn schon die Medien (es gibt Ausnahmen) diese zentralen Zukunftsthemen nicht priorisieren, dann sollten es wenigstens Parteien tun! DIETER STOMPE, Erfurt

Grüne „Windfähnchen“

■ betr.: „Der unsanfte Absturz“, taz vom 23. 9. 13

Grün leben ja – Grün wählen nein! Die Grünen haben Hartz IV mit auf den Weg gebracht. Für mich, als wirklich ganz allein erziehende Mutter, ohne sogenannte „Alimente“, bedeutet das, nach 36 Jahren Arbeit und der (nach dem Urteil der Grünen) Anschaffung von Eigentum, was nicht finanziert wird (wir haben als Mieter unser Haus gekauft): 253 Euro für Wohnen einschließlich Heizung für mich und mein Kind für 74 qm! Für mich sind die Grünen die neuen „Windfähnchen“ und haben einfach nur die FDP abgelöst … na ja, wer’s mag! JENNI JENTZSCH, Berlin

Kanzlerin der Deutschen …

■ betr.: „Das Merkel-Gefühl“, taz vom 23. 9. 13

Gott sei Dank! Merkel ist und bleibt die Kanzlerin der Deutschen … Bank! MARTIN MAHADEVAN, Berlin

Alles weiter wie gehabt

■ betr.: „Totalschaden für Rot-Grün“, taz vom 23. 9. 13

Ja,Totalschaden für Rot-Grün, aber nicht durch einen Unfall, sondern strukturell bedingt. In Deutschland sind stabile Mehrheiten jenseits von CDU & Co (FDP + AfD) nicht zu erwarten. „Linke“ Kurskorrekturen ab und an inbegriffen. Also: Alles weiter wie gehabt. Der Traum, mit Rot-Grün eine richtungsweisende Wende (Energie, Soziales) in und für Europa zu gestalten, ist ausgeträumt. Deutschland will es jetzt gut gehen, die Zukunft sollen andere formen.

KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Anschnallen, bitte

■ betr.: „Ein schwarzer Tag für Europa“, taz vom 23. 9. 13

Es sind doch wir, die die Parteiinhalte und -strategien formen! Solange wir unsere Stimme derjenigen Partei geben, die unser materielles Eigeninteresse am besten vertritt – was von den Medien kräftig unterstützt wird –, kommt keine Partei hoch, die sich für langfristiges, globales Allgemeinwohl einsetzt.

Wir hatten die Wahl! Und so, wie wir gewählt (oder boykottiert) haben, haben wir noch nichts Besseres verdient als Merkel oder andere machtbesessene LügnerInnen. Offensichtlich soll der Karren mit Karacho an die Wand fahren, damit die Massen merken, dass sie ihre Schlächter selber gewählt haben. Anschnallen, bitte!

SABINE MIEHE, Marburg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen