„Ich habe nichts gegen Billy“

WAS MACHEN SIE HEUTE? Maarten Thiele produziert Stau für ein lebenswertes Altona

■ studiert Politik und engagiert sich in der Initiative „Kein Ikea in Altona“, die um 17 Uhr zur Fahrraddemo aufruft.Foto: Privat

taz: Herr Thiele, beim Bürgerentscheid im Januar war die Mehrheit für den Ikea-Neubau an der Großen Bergstraße. Trotzdem veranstalten Sie heute wieder eine Fahrraddemo. Radeln Sie so gern?

Maarten Thiele: Ich fahre gerne Rad, aber das ist nicht der Grund. Wir wehren uns nicht nur gegen Ikea, sondern auch gegen den Masterplan Altona der Stadt, der jetzt Zukunftsplan heißt. Gegen die Umstrukturierung von oben, die gerade von Ottensen nach Altona herüberschwappt.

Was haben Sie eigentlich gegen Billy?

Ich habe gar nichts gegen Billy. Ich gebe zu, dass ich selbst einige Ikea-Möbel besitze. Es geht eben gar nicht um Ikea an sich, sondern um den Ort. Der Ikea-Bau ist nur ein Puzzleteil bei der Umstrukturierung der Gegend. Der Stadtentwicklungsplan nennt das Qualifizierung der Anwohnerschaft – die kriegen wir zu spüren. Gerade erst ist meine Miete ist wieder gestiegen und bald kann ich dort nicht mehr wohnen.

Die Entscheidung ist längst gefallen. Sie geben nicht auf. Sind Sie ein schlechter Verlierer?

Noch ist nichts verloren. Die Ikea-Pläne verstoßen gegen geltendes Recht. Es gibt genaue Baurichtlinien und der geplante Klotz ist viel zu hoch. Außerdem hätten die Anwohner miteinbezogen werden müssen.

Die Fahrraddemo soll das zukünftige Verkehrsszenario in Altona abbilden – Stau. Was wollen Sie damit erreichen?

Der ganze Stadtteil soll umgekrempelt werden – in zehn Jahren sieht hier nichts mehr so aus wie jetzt. Deshalb wehren wir uns mit Aktionsformen wie zivilem Ungehorsam, aber auch juristisch. Was Altona wirklich braucht, sind Nachbarschaftstreffs, Grünflächen und bezahlbarer Wohnraum. Die Stadt gehört allen. Wir leben in ihr und wir wollen sie auch gestalten.

INTERVIEW: SILKE RITTER

17 Uhr, Frappant