Ein Zeichen pflanzen

BEWEGUNG Die Aktion „Bantam!“ macht den heimischen Garten knallgelb mit dem klassischen Mais zur gentechnikfreien Zone

„Der Golden Bantam steht symbolisch für gentechnikfreies Saatgut“

VOLKER GEHRMANN

Das Zeichen gegen Gentechnik ist gelb und über hundert Jahre alt. Jeder kann es nach Belieben vervielfältigen, ohne Gebühren und ohne Anwalt. Für nicht einmal ganz 2 Euro kann man es auch kaufen. Das Zeichen trägt den Namen „Golden Bantam“ – und ist eine klassische Maissorte, wie sie Bauern zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts noch ganz selbstverständlich ausgesät haben.

„Der Golden Bantam steht symbolisch für gentechnikfreies Saatgut“, sagt Volker Gehrmann von der Initiative Save our seeds, die die Aktion „Bantam!“ von Berlin aus koordiniert. „Die Idee, ihn zu verbreiten, kam vor etwas mehr als vier Jahren auf“, erinnert er sich. Damals durfte die gentechnisch veränderte Maissorte MON 810 des US-amerikanischen Saatgut- und Spritmittelherstellers Monsanto in Deutschland kommerziell angebaut werden. „Wir wollten etwas anbieten, womit der Einzelne aktiv zeigen kann, dass er gegen Gentechnik ist“, so Gehrmann.

Und das ist für den Einzelnen denkbar einfach. In Bioläden sind die knallgelben Saatgutpäckchen von „Bantam!“ für 1,95 Euro erhältlich, im Internetforum der Aktion lassen sich die Samen auch unkommerzieller erwerben.

Im April oder Mai wird dann ausgesät; der Mais ist genügsam, wächst etwa auch in Pflanzkübeln oder präparierten Eimern. Wegen der Frostempfindlichkeit der jungen Pflanzen empfiehlt es sich allerdings, diese in der Wohnung erst einmal vorkeimen zu lassen. Die Früchte des Engagements zeigen sich dann typischerweise im September oder Oktober, sagt „Bantam!“-Experte Gehrmann: „Wenn die weißen Härchen an den Kolben braun werden, ist es die beste Zeit zum Ernten.“

Eine Besonderheit des „Golden Bantam“: Er ist nicht nur gentechnikfrei und für den menschlichen Verzehr geeignet, sondern auch „samenfest“. Das heißt, das Erntegut, die Maiskörner des Bantam-Mais können auch wieder als Aussaat verwendet werden. Bei vielen modernen Züchtungen ist das nicht mehr möglich. Volker Gehrmann hat beobachtet, dass selbst in Bau- oder Gartenmärkten das meiste Saatgut nicht samenfest ist.

Neben Diskussionen, Aufklärungsarbeit und praktischem Nutzen sollte „Bantam!“ aber auch noch zu etwas anderem führen: Transparenz.

Laut Gentechnikgesetz müssen zwar die Flurstücke registriert und veröffentlicht werden, auf denen Genmais wächst – die aussäenden Landwirte dagegen sind nur den Behörden bekannt. Allerdings müssen Anbauern von konventionellem Mais diese Namen im Falle von benachbarten Genmaisfeldern mitgeteilt werden, inklusive Kontaktdaten. Gentechfelder bekamen so ein Gesicht. Diese Transparenz war den Behörden ab 2008 allerdings zu viel. Ab da seien die meisten Auskunftsersuche von „Bantam!“-Aktivisten abgeblitzt, sagt Gehrmann: „Man beruft sich seither darauf, dass die detaillierte Auskunft nur im Falle von gewerblichen Anbau vorgesehen sei.“ Immerhin kam in der darauf folgenden Saison das deutschlandweite Verbot für MON 810 – und Auskünfte konnten mangels Anbau gar nicht mehr gegeben werden.

Sinnlos sei die Aktion „Bantam!“ damit aber längst nicht geworden, sagt Gehrmann. Einerseits lägen bereits neue Anmeldungen für Gentechpflanzen bei der EU vor. Anderseits werde aber voraussichtlich auch in naher Zukunft über die Wiederzulassung von Monsantos MON 810 beraten werden.

„Wenn nichts passiert, wird es im kommenden Jahr wieder Genmais auf deutschen Feldern geben.“ Sinnvoll also, schon vorher ein maisgelbes Zeichen zu pflanzen.

Mehr als 50 Organisationen unterstützen die Aktion „Bantam!“ bundesweit. Darunter nicht nur Greenpeace, Nabu oder BUND, sondern auch mehrere Saatguthersteller, Biolabels und kirchliche Organisationen. Die Initiative „Save our seeds“, die die Aktion koordiniert, gehört zur Zukunftsstiftung Landwirtschaft und setzt sich vor allem für Schutz und Erhalt von traditionellen Saatgutarten ein.

Angeregt durch reges Feedback fleißiger Pflanzer und das Auftauchen von gentechnisch verändertem Leinsamen in Lebensmitteln im vergangenen Herbst wurde dieses Jahr neben dem goldgelben Mais etwas Neues eingeführt: „Bantam’s Blaues Wunder“. Aus diesem gentechnikfreien und samenfesten Leinpflanzen mit blauen Blüten kann zum Beispiel Leinsamen gewonnen werden. Gleichzeitig erzählt und erklärt die Saatgutpackung die skandalöse Geschichte des Genleinsamens, der in den Handel gelangt ist.

Wer die Aktion „Bantam!“ unterstützen will, kann dies nicht nur mit dem Kauf und Anbau des Saatguts tun. Auch die Weitergabe des selbst vermehrten Saatguts oder der Verbreitung der Idee helfe, sagt Volker Gehrmann. Oft schickt er etwa Flyer oder Poster an engagierte Pflanzer, die dann für „Bantam!“ werben; über die Internetseite der Aktion oder per E-Mail lässt sich außerdem gegen eine kleine Spende auch ein eigens designtes, wetterfestes „Bantam!“-Schild mit der Aufschrift „Gentechnik-freie Zone“ bestellen.

THOMAS SCHMID

■ Mehr Information Im Netz: www.bantam-mais.de