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: GESA SCHÖLGENS über äußerst hitzige Osterfeuer-Fans in Löhne

Osterfeuer haben im westfälischen Löhne eine lange Tradition. Manche Bürger entfachen seit 30 Jahren oder länger an Ostersamstag und -sonntag ihr privates Feuerchen mit Holzresten oder Gartenabfällen, trinken dazu Bier und essen Bratwurst. Geht es nach dem parteilosen Bürgermeister Kurt Quernheim, soll damit Schluss sein. Er hat wenige Tage vor dem Osterfest ein Verbot durchgesetzt – und trifft damit auf heftigen Widerstand.

„Wir haben jedes Jahr um die 500 Osterfeuer. Das ist schon eine große Dimension bei 42.000 Einwohnern“, sagt Wolfgang Greinke, Leiter des Ordnungsamts. Nicht jedes Feuer sei verboten. Es müsse aber bestimmte Kriterien erfüllen, um als „Brauchtumsfeuer“ zu gelten, etwa von einer Glaubengemeinschaft oder einem Feuerwehrverein veranstaltet werden.

„Es kann nicht jeder Privatmann im Garten Abfall verbrennen“, so Greinke. Das gebe auch Probleme mit dem Umweltschutz. Zudem fühlten sich viele durch Qualm belästigt. „Wir haben eine Kurklinik in der Nähe.“

Die Löhner Bürger Allianz (LBA) kämpft dennoch für die Tradition. Das Verbot basiere zwar auf einem Landesgesetz, das 2004 in Kraft trat. „Es gibt aber einen Verfassungsspielraum“, sagt Tom Jenzen, Vorsitzender der LBA-Orts-Allianz Löhne-Mitte. Die Gemeinden dürfen Einzelheiten zur Durchführung von Osterfeuern individuell bestimmen. Das Oberverwaltungsgericht Münster habe zwar entschieden, dass es keine neuen Feuer geben soll. „Aber das Urteil ist nicht bindend“, sagt Walter von Camp von der Bürgeraktion „Rettet das Löhner Osterfeuer“.

Die Gesetzeslage erlaube ausdrücklich die Brauchstumsfeuer, so lange die Immissionswerte eingehalten würden. Nachbarkommunen wie Spenge oder Vlotho dürften ihr Brauchtum ungehindert kultivieren. Einige haben den Abstand geregelt, etwa muss das Feuer 100 Meter vom nächsten Haus entfernt brennen.

2005 loderten noch viele Privatfeuer in Löhne – niemand griff ein. Diesmal dürfen nur diejenigen Feuer machen, die schon im vergangenen Jahr eines angemeldet hatten. Die Löhner ärgern sich über „bürokratische Hindernisse“ und „König Quernheim“.

„Die Diskussion wird geschürt von Leuten, die glauben, Löhner Landrecht einführen zu können“, empört sich Quernheim. Die Stadt sei jedoch an Recht und Gesetz gebunden. Überhaupt gebe es in den Nachbarkommunen längst nicht so viele Feuer. Manche hätten es grundsätzlich verboten. Die Löhner CDU äußerte Verständnis für den Bürgermeister: „Es ist ja seine Pflichtaufgabe, das Landesgesetz umzusetzen“, sagte der Ortsvorsitzende Bernd Hasler. Viele Bürger seien sehr enttäuscht über das Verbot. „Aber uns sind politisch die Hände gebunden. Wenn was passiert, ist der Kreis verantwortlich.“ Ein paar „Mutige“ steckten vielleicht doch noch ein Feuerchen an, „denn wo kein Kläger, da kein Richter“, glaubt Hasler.

Bei der nächsten Ratssitzung nach Ostern soll das Feuer wieder auf die Tagesordnung kommen. Die Bürgeraktion hat zudem einen Antrag ans Landesinnenministerium gestellt und fordert, das Osterfeuer zu erhalten.