Gestrandete Schiffscrew auf Heimatkurs

HAPPY END Nach langer Wartezeit sind ukrainische Seeleute auf dem Heimweg. Sie mussten monatelang vor der Küste ankern und im Hafen ausharren. Reeder ist ihnen Heuer schuldig

Nach mehr als zwei Monaten Zwangsaufenthalt in deutschen Gewässern sind die ersten Seeleute der „Maersk Valletta“ wieder auf dem Weg in ihre Heimat. Die Besatzung des in Wilhelmshaven festliegenden Containerschiffs durfte am Dienstag von Bord und über Bremen nach Kiew fliegen. Bis Donnerstag sollen auch die Crews der beiden Schiffe „Maersk Vancouver“ und „Maersk Vigo“ ausreisen dürfen. Die drei Frachter hatten fast sieben Wochen vor der Küste ankern müssen, nachdem sich der marokkanische Reeder nicht mehr um sie gekümmert hatte.

Der Staat Gibraltar, unter dessen Flagge die Schiffe fahren, übernimmt zunächst die Kosten der Rückreise. „Inzwischen hat auch der deutsche Anwalt des Reeders zugesichert, bis Ende August ausstehende Heuern in Höhe von rund 252.000 Euro zu bezahlen“, sagte der Bremer Rechtsanwalt Jürgen Maly. Er vertritt die Seeleute im Auftrag der Internationalen Transportarbeiter Gewerkschaft ITF. Diese hatte Ende August bei einem Teilvergleich vor dem Arbeitsgericht einen Teil der ausstehenden Heuern erstritten.

Inzwischen seien weitere Forderungen in Höhe von rund 443.000 Euro aufgelaufen, sagte Maly. Dabei gehe es um Verdienstausfall, Anwalts- und Gerichtskosten sowie um Schmerzensgeld. „Der dritte Offizier wollte eigentlich Anfang September sein Studium aufnehmen – das ging ja nun nicht“, sagte Maly. Schlimmer seien aber auch die ausgefallenen Zahlungen von Crewmitgliedern, die mit ihrer Heuer mehrköpfige Familien unterhalten müssten.

Sichtlich erlöst zeigten sich am Dienstag die ersten zehn Seeleute der „Maersk Valletta“: Sie wollten nicht mehr die zuvor bestellte Barkasse abwarten, die sie an Land bringen sollte. Stattdessen hievte der Schiffskran die neun Männer und eine Frau an Bord eines kleinen Schwimmpontons, der an Land gezogen wurde.

„Ich bin sehr glücklich“, sagte Valentyn Kolchag, als er am Ufer auf das Schiff blickte und auf das Taxi zum Flughafen wartete. Die Zeit vor Anker auf der Nordsee sei schlimm gewesen, aber in Wilhelmshaven habe es ihm gut gefallen.  (dpa)