Die Stunde der Strategen

Schwarz-grüne Gedankenspiele bei der CDU

VON STEFAN ALBERTI

Dass sich ausgerechnet Berlins CDU-Generalsekretär Kai Wegner für eine schwarz-grüne Koalition im Bundestag ausspricht, überrascht auf den ersten Blick. Denn Wegner wird nicht dem liberalen, eher dem Grünen-nahen Flügel der CDU zugeordnet. Aus strategischer Sicht aber erklärt sich seine Präferenz durchaus. Denn Schwarz-Grün auf Bundesebene wäre genau die Blaupause, die die Berliner CDU braucht, um in Berlin irgendwann wieder den Regierungschef zu stellen.

Schon vor dem bundesweiten Untergang der FDP am Sonntag hatten die Christdemokraten in den hiesigen Liberalen keinen Partner mehr, weil die sich schon nach der Abgeordnetenhauswahl 2011 aus dem Parlament verabschiedeten. Und weil bei vielen CDUlern die Grünen lange als „bäh“ und die Linkspartei als Kommunisten galten, blieb eben nur die SPD.

Eine Alternative zur SPD

Doch mit den Sozialdemokraten kann es auch auf Dauer nur bei der 2011 vereinbarten Junior-Partnerschaft im Senat bleiben. Selbst wenn die SPD wie am Sonntag auch bei der nächsten Abgeordnetenhauswahl schwächer abschneiden sollte als die CDU: Sie hat immer die Alternative, mit Grünen und Linkspartei zu koalieren, was nur auf Bundesebene – noch – ausgeschlossen ist. In einem solchen Bündnis wäre die SPD nach jetzigem Stand stärkste Kraft und könnte weiter den Regierenden Bürgermeister stellen.

Will die CDU auch mal wieder im Roten Rathaus den Ton angeben, braucht sie also auch eine Alternative. Und da sind ihr die Grünen noch immer näher als die Linkspartei. Mit Schwarz-Grün im Bund als Vorbild hätte die Union für die nächste Berlin-Wahl 2016 eine Perspektive.