„Chance Platt zu lernen“

AUSTELLUNG UND DISKUSSION Europäischer Sprachentag soll auf Sprachvielfalt aufmerksam machen

■ 59, Geschäftsführer des Instituts für Niederdeutsche Sprache und zweiter Vorsitzender des Sprachenrats Bremen e.V.

taz: Herr Goltz, sollte Plattdeutsch in der Schule Pflicht sein?

Reinhard Goltz: Zumindest Wahlpflicht. Kinder sollten die Chance haben Plattdeutsch zu lernen. In Hamburg gehört es bereits zum Lehrplan. Und auch in Bremen hat sich in dieser Richtung schon viel bewegt. Insgesamt haben immer mehr junge Menschen wieder Interesse an dieser Sprache.

Warum lohnt es sich Platt zu sprechen?

Auf der Welt sind etwa 70 Prozent der Sprachen vom Aussterben bedroht. Plattdeutsch wird noch von etwa zweieinhalb Millionen Menschen gesprochen. Die Sprecherzahlen schrumpfen jedoch massiv. Der heutige Europäische Sprachentag soll auch darauf aufmerksam machen.

Ist es nicht wichtiger Sprachen zu lernen, die von vielen Menschen gesprochen werden?

Natürlich muss in jedem Staat erst einmal eine Sprache gesetzt sein, wie bei uns Deutsch. Dazu lohnt es sich Englisch zu lernen, um sich international zu verständigen. Jetzt sollten wir den gesellschaftlichen Mehrwert einer dritten, vierten und fünften Sprache erkennen.

Die Aufnhamefähigkeit jedes Einzelnen ist jedoch begrenzt.

Ja, es gibt eine Grenze, aber die ist individuell und liegt sicher nicht unter drei Sprachen. Es gibt Menschen, die bis zu sieben Sprachen flüssig beherrschen. Gerade in der Schule kommt es auf die Methode an. Bilingualer Unterricht ist zum Beispiel ein gutes Mittel um Sprachen zu lernen.

Interview: Jurik Iser

Anlässlich des Europäischen Sprachentags öffnet um 18:30 Uhr in der Zentralbibliothek die Ausstellung „Auch Wörter haben einen Migrationshintergrund“. Es folgen ein Vortrag zum Thema Sprachenvielfalt und eine Podiumsdiskussion