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sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Samstag startet am Lausitzer Platz (14 Uhr) die – so die OrganisatorInnen – „große Aktionsdemo im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages“, welche unter dem Motto „Keine Profite mit der Miete“ für faire Mieten kämpft und wohl auch gegen den Kapitalismus, aber nicht ganz, weil bei zu scharfer Kapitalismuskritik zu viele Gruppen das Bündnis verlassen würden. So allerdings wird der heroische „Kampf gegen Verwertungsinteressen“ des organisierenden Bündnisses vielleicht auch ein bisschen sinnleer. Die Route führt selbstredend auch durch Friedrichshain, damit auch die dort marodierenden TouristInnen die Harke gezeigt bekommen.

Tags drauf wird im Projektraum H 48 (Hermannstraße 48, 18 Uhr) über den sogenannten Zwischentag informiert, der in diesem Jahr am 5. Oktober in Berlin stattfinden will. An diesem Tag treffen sich die MacherInnen von Zeitschriften und Zeitungen wie Sezession, Junge Freiheit, Der Schlesier und Compact, Deutsche Militärzeitschrift, und die Kopftuchfresser von Politically Incorrect sind auch dabei. Hier wird rechtsextreme Politik propagiert. Nach anfangs dargebotenen eingehenden Informationen über diese Medien wird im Projektraum darüber diskutiert werden, wie man dieses gesellige Beieinander der Rechten möglichst herzlich und effektvoll unterstützen kann.

Am Dienstag wird in den Räumen der Berliner Mieter-Gemeinschaft (Sonnenallee 101, 19 Uhr) der rührige Autor Thomas Wagner sprechen, der sein Buch „Die Mitmachfalle – Bürgerbeteiligung als Herrschaftsinstrument“ vorstellen wird. Wagner will aufzeigen, dass der Ruf nach mehr Bürgerbeteiligung vor allem jenen dient, die ihre Interessen durchsetzen wollen. „Befriedung statt Demokratisierung ist der gewünschte Effekt der simulierten Partizipation“ lautet seine griffige These. Darum plädiert Wagner dafür, die „Mitmachfalle“ zu verlassen.

Zeigleich wird in der Erreichbar (Reichenberger Straße 63a, 19 Uhr) über Drogenkonsum und Freiheit gesprochen. „Was geht die Anderen dein Rausch an?“, lautet die Frage, der sich die Gruppe Jimmy Boyle stellt. Dabei allerdings setzt die Gruppe ganz auf Staatskritik – ist das richtig, wenn es andererseits Drogen wie Krokodil gibt oder Leute sich andererseits mit Drogen wie Sisa, die auf Batteriesäure basieren, ihr Leben ruinieren? Vielleicht ist hie und da doch ein bisschen Aufsicht vonnöten? Liegt dieser Konsum der billigen Todesdrogen wirklich nur daran, dass Kokain und Speed verboten sind? Die StaatskritikerInnen der Boyle-Gruppe werden eine Antwort parat haben.

■ Siehe auch: Bewegung SEITE 7

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