Engagiert gegen Unrecht

Euphorisch ist Radschi Suranis Reaktion auf die Auszeichnung mit dem Alternativen Nobelpreis nicht. Von Feiern könne unter den herrschenden Umständen keine Rede sein. Trotzdem sei es „schön und sehr wichtig“, so der palästinensische Menschenrechtsanwalt, „wenn man jahrelang die Opfer von Gefängnis und Folter verteidigt, ohne auf dem Weg durch die israelischen Instanzen irgendetwas erreicht zu haben, jetzt aber solch eine Anerkennung erfährt“.

Der Preis sei ein Zeichen dafür, fügte Surani Donnerstag am Telefon hinzu, „dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass es Leute gibt, die uns helfen“. Der 60-jährige Anwalt, der mit seiner Frau Amal und zwei Kindern in Gaza lebt, ist der erste Palästinenser, der mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wird.

In der Begründung für die Verleihung heißt es, Surani erhalte den Preis „für sein beharrliches Engagement für Menschenrechte und Rechtstaatlichkeit unter extrem schwierigen Bedingungen.“ Seit gut 35 Jahren kämpft der Jurist, der einst in Ägypten studierte, für die Opfer der israelischen Besatzung wie auch der palästinensischen Polizeigewalt. Dabei wurde er nicht selten selbst zum Opfer. Das israelische Militär verhaftete Surani zum ersten Mal zu Beginn der ersten Intifada 1979, folterte ihn und behielt ihn aufgrund seiner „politischen Aktivitäten“ für drei Jahre in Haft.

Der palästinensische Anwalt war das Letzte, was die Besatzungssoldaten im Gazastreifen brauchten. Surani mobilisierte die Öffentlichkeit gegen Verhaftungen und Folter, gegen den Abriss von Wohnhäusern und Vertreibungen. 1990 gründete er das Gaza-Zentrum für Recht und Gesetz. Doch vier Jahre später musste er auf Druck der palästinensischen Behörden, die die Kontrolle über den Gazastreifen übernahmen, seinen Posten als Direktor aufgeben. Gemeinsam mit früheren Kollegen rief er 1995 das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte ins Leben, das er seither leitet. Dass Surani auch Hamas-Aktivisten gegen den Missbrauch durch die Sicherheitskräfte der Fatah verteidigte, „kommt uns jetzt zugute“, meint der Anwalt. Trotzdem stünde es um die Menschenrechte in Gaza „heute schlimmer als je zuvor“. SUSANNE KNAUL