„Tilapien und Tomaten“

Vortrag Ein Umweltwissenschaftler beleuchtet Vor- und Nachteile von Fisch aus Aquakultur

■ 32, arbeitet als Umweltwissenschaftler beim BUND Bremen im Projektbüro Meeresschutz.

taz: Herr Hofmann, bei Fisch aus Aquakultur denken viele an Pangasius, der in Massen gezüchtet und belastet mit Antibiotika, Hormonen und Pestiziden als billiger Speisefisch verkauft wird – wo liegt da der Vorteil?

Oliver Hofmann: Es geht auch anders. Pangasius ist schmackhaft, kann gut mit Gemüse gefüttert werden und wächst sehr schnell. Aufgrund der Züchtung im großen Stil ist der Einsatz von Pestiziden leider gang und gäbe, aber es gibt auch Bio-Pangasius – und in diesen Aquakulturen klappt die Zucht auf einem vernünftigen Level.

Aber sollte nicht viel eher das Ziel sein, dass der natürliche Fischbestand sich erholt und der Konsum durch nachhaltige Fischerei befriedigt wird?

Klar, aber weder durch Aquakultur noch durch nachhaltige Fischerei kann der Fischbedarf gedeckt werden. Man muss sich nur einmal vor Augen führen, dass 43 Prozent der Fischanlandungen, also kleine Schwarmfische, Sandaale, aber auch Heringe, im Fischfutter der Fische landen, die von uns gegessen werden.

Wie wäre es damit, einfach weniger Fisch zu essen?

Natürlich muss der Konsum runter. Aber wir müssen auch weg von Raubfischen wie Lachs hin zu Vegetariern wie Karpfen, Tilapia oder eben Pangasius. Leider werden aber auch diese Fische in Aquakulturen oft mit Fischmehl gefüttert. Bei Bio-Karpfen aus Europa können Verbraucher sich allerdings sicher sein, dass er nur Korn oder Grasreste bekommen hat.

Aber wenn der Konsum runtergeht, braucht man doch gar keine Aquakultur mehr ...

Ich halte es für unrealistisch, dass der Konsum jemals so weit reduziert wird, dass wir darauf verzichten könnten. Außerdem ist Aquakultur ja auch nicht immer etwas Schlechtes. Da gibt es zum Beispiel Aquaponik als Zukunftsidee: Hier wird Fisch mit Gemüse kombiniert. Das Wasser mit den Nährstoffen der Fische wird genutzt, um Gemüse zu produzieren – in Berlin werden auf diese Weise gerade Tilapien und Tomaten gezüchtet.INTERVIEW: SCHN

11 Uhr, Olbers-Saal im Haus der Wissenschaft