Neues Wissen für mehr Ökologie

NATUR & TECHNIK Je dringlicher der Klimawandel thematisiert wird, desto stärker wächst das Interesse an Studiengängen, die das Know-how für nachhaltigen Fortschritt vermitteln

■ ForWind – gemeinsames Zentrum für Windenergieforschung der Universitäten Oldenburg, Hannover und Bremen. Tel: (04 41) 7 98 50 90 info@forwind.de, www.forwind.de.

■ Universität Oldenburg: Weiterbildendes Studium Windenergietechnik und -management. Tel. (04 41) 7 98 50-82 /-84, www.windstudium.de

■ Bildungszentrum für Erneuerbare Energien (BZEE). Tel. (48 41) 8 05 90 33, info@bzee.de, www.bzee.de

■ Fachhochschule Ostwestfalen-Lippe: Studiengänge Umweltingenieurwesen mit den Schwerpunkten Klima und Energie oder Wasser und Abfall, www.hs-owl.de/fb8/studium/umweltingenieur.html

VON DIERK JENSEN

Es gibt noch viel zu tun, bis die Energiewende tatsächlich vollbracht ist. Und es braucht noch weit größere Anstrengungen, um die Industrie von der weitestgehend immer noch erdölbasierten Produktion zu emanzipieren. Vor allem braucht es dafür gut ausgebildete Fachkräfte, um in Zeiten eines immer deutlicher spürbaren Klimawandels und bei knapper werdenden Ressourcen diese Mammutaufgaben bewältigen zu können.

Weil Methoden, Instrumentarien und Inhalte vieler klassischen Studiengänge die künftigen Herausforderungen aber nicht mehr abdecken, entstanden in den letzten zwanzig Jahren eine Reihe neuer Studiengänge: Ökosystemmanagement, Umweltinformatik und Energiemanagement sind nur drei von vielen weiteren Angeboten. Gerade im Bereich der erneuerbaren Energien haben sich in letzter Zeit sowohl universitäre als auch berufsfortbildende und -begleitende Strukturen erfolgreich etabliert.

Beispielsweise kooperieren die Universitäten von Oldenburg, Bremen und Hannover gemeinsam unter dem Namen Forwind, um das Thema Windenergie offensiv ins universitäre Bewusstsein zu verankern. So kann man in Oldenburg im Fachbereich Ökonomie „Sustainability Economics and Management“ und im Fachbereich Physik „Forschung und Lehre der erneuerbaren Energien“ studieren. Zudem gibt es einen internationalen Studiengang, der mit dem European Windenergy Master abgeschlossen wird.

Darüber hinaus bietet die Oldenburger Universität ein kompaktes berufsbegleitendes Studium mit dem Titel Windenergietechnik- und Management an. „Zu uns kommen Ingenieure, Juristen, Leute aus dem Vertrieb und auch aus den Banken“, erklärt der Leiter des wissenschaftlichen Weiterbildungsangebotes, Moses Kärn. „Das Windstudium bringt alle zusammen. Es ist sehr interdisziplinär angelegt und bietet angesichts dessen ein spannendes Lernumfeld“, wirbt Kärn für das Angebot. Es dauert elf Monate und kostet stolze 9.200 Euro. „Das Programm ist kurz und knackig, was für die Teilnehmer zwar zu einer hohen zeitlichen Belastung führt, doch haben wir aufgrund des überschaubaren Zeitraums kaum Abbrecher“, erläutert Kärn das Konzept.

Seit acht Jahren gibt es dieses berufsbegleitende Studienangebot. Während in der Vergangenheit die Nachfrage nach den 24 Studienplätze sehr groß war, sieht es aktuell etwas flauer aus. „Man spürt wegen der politischen Wankelmütigkeit eine deutliche Verunsicherung innerhalb der Windenergiebranche“, sagt Kärn und fügt warnend hinzu: „Wenn nicht bald klare Botschaften an die Windenergiebranche gerichtet werden, dann wird dieser über ein Vierteljahrhundert mühsam aufgebaute neue Industriezweig große Einbrüche erleben.“

Öko heißt heute: Junge, technikaffine Leute sollen angelockt werden

Andere sind weniger skeptisch. So kann sich Torben Joens vom Bildungszentrum für Erneuerbare Energien (BZEE) in Husum über eine rückläufige Entwicklung nicht beschweren. Der Technikleiter der Weiterbildungseinrichtung in Nordfriesland, die seit dem Jahr 2000 rund 2.500 Servicetechniker für Windenergie ausgebildet hat, stellt vielmehr eine zunehmende Konkurrenz der Bildungseinrichtungen untereinander fest. „Die Konkurrenz wird größer“, sagt Joens.

Tatsächlich legen sich viele Universitäten, Fachhochschulen und andere Weiterbildungsstätten mächtig ins Zeug, um junge, technikaffine Leute anzulocken. Wie beispielsweise die Fachhochschule Ostwestfalen-Lippe: Sie bietet am Standort Höxter zum einen das Fach Umweltingenieurwesen mit den Schwerpunkten Klima und Energie und Wasser und Abfall an. Zum anderen offeriert sie im Fach Angewandte Informatik sowohl für zukünftige Geoinformatiker als auch für Ökonomen ökologische Studienprofile an. Zwar sind dies noch relativ junge Angebote, doch ist die Nachfrage danach steigend, verrät das Studentensekretariat in Höxter. Gelockt wird auch mit attraktiven Auslandspraktika, die zudem finanziell unterstützt werden. Beide Fachbereiche betreuen aktuell rund 950 Studenten, die mit ihrem erlernten Wissen im Hintergrund bestenfalls die Produktion umweltfreundlicher und energieeffizienter machen.

Einen großen Run auf das Studienfach Ökosystemforschung erlebt auch die Universität Göttingen. Aus dem ganz einfachen Grund, dass der Schutz der Ökosysteme bei weiter anhaltendem Ressourcen- und Flächenverbrauch und einem sich ändernden Klima dringender denn je ist. Außerdem gilt es Nutzungskonkurrenzen ökologisch sinnvoll auszutarieren. Wie viel Windenergie darf in den Wäldern platziert werden? Das ist eine schwierige Frage, die fundiertes Fachwissen erfordert.