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buersche zeitung vor dem ausWeiterkämpfen

Es heißt ja, Schweigen sei Gold. Aber das gilt nicht immer. Bei Kurt Bauer zum Beispiel nicht. Seit seiner Ankündigung, die Buersche Zeitung (BZ) zu schließen, hält sich der Zeitungsverleger bedeckt. Auch auf mehrmalige Anfrage der taz war er nicht zu sprechen. Was natürlich Fragen provoziert. Warum sagt er nichts? Hat er etwas zu verbergen? Doch eigentlich nicht. Als er seinen Mitarbeitern die Kündigung überreichte, soll er lange über die schlechte wirtschaftliche Lage referiert haben. Intern, versteht sich. Öffentlich natürlich nicht.

KOMMENTAR VONBORIS R. ROSENKRANZ

So schlecht scheint es der BZ allerdings gar nicht zu gehen. Eine Auflage von 8.000 Exemplaren – das lässt sich sehen für eine Stadtteilzeitung. Und sollte die BZ tatsächlich binnen drei Wochen weitere 1.000 Abos gewonnen haben, wäre das noch beeindruckender. Warum also schließen? Gibt es doch andere Gründe? Fragen, die vielleicht das Kartellamt klären kann, wenn Bauer sich nicht äußern will. Wie auch die anderen Verlage: die Essener WAZ-Mediengruppe und der Verlag der Ruhr Nachrichten, Lensing-Wolff in Dortmund, der unlängst auch seine Gelsenkirchener Redaktion schloss. Und mit Bauer bei der Recklinghäuser Zeitung kooperiert.

Der Zeitungskampf in Gelsenkirchen zeigt vor allem eins: Wie wichtig Tageszeitungen, insbesondere im Lokalen, doch noch sind – trotz des großen Abgesangs auf das täglich gedruckte Wort. Die Menschen kämpfen für Information, für „ihre“ Zeitung. Und ganz besonders: für Meinungsvielfalt, die das Ruhrgebiet dringend braucht. Die Podiumsdiskussion darf deshalb nur der Anfang gewesen sein. 200 Leute waren da – viele, aber doch zu wenig. Mehrere tausend Menschen lesen täglich die BZ. Die meisten wissen noch nicht von der drohenden Einstellung. Aber man kann es ihnen ja sagen. Dann klappt es vielleicht auch, die BZ in eine Genossenschaft umzuwandeln. Und bis dahin? Weiterkämpfen.

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