Lübeck kauft Wasser in Hamburg

Neubau eines eigenen Wasserwerks wäre teurer als Bezug von den Hamburger Wasserwerken. Deren Privatisierung könnte damit beginnen, fürchten Hamburger

Ab Ende 2008 wird Lübeck einen Teil seines Trinkwassers aus Hamburg beziehen. Eines der Lübecker Wasserwerke werde in Zukunft nur noch halb so viel Trinkwasser liefern können wie bisher, weil es zu versalzen drohe, sagte der Pressesprecher der Stadtwerke Lübeck, Lars Hertrampf. Hamburg soll zunächst 3,2 Millionen Kubikmeter pro Jahr liefern. Ab 2013 seien 4,2 Millionen Kubikmeter geplant – fast ein Drittel des Lübecker Bedarfs.

Die Pläne des Stadtwerke, als Ersatz ein neues Wasserwerk in Geschendorf (Kreis Segeberg) zu bauen, sind damit zu den Akten gelegt. „Der Bezug aus Hamburg ist billiger“, sagte Hertrampf. Ein Neubau hätte rund 13 Millionen Euro kosten sollen. Stattdessen wollen die Hamburger eine 35 Kilometer lange Leitung von ihrem Wasserwerk Großhansdorf nach Lübeck bauen.

Der Wasserverbrauch in Hamburg ist seit den 80er Jahren stark zurückgegangen. Zwischen 2003 auf 2004 sank er von 117 auf 112,7 Millionen Kubikmeter. Die Hamburger Wasserwerke (HWW) rechnen damit, dass der Verbrauch auch in den kommenden Jahren um durchschnittlich 0,5 Prozent zurückgehen wird. Sie kündigten an, deshalb die Preise zu erhöhen.

Dass die HWW Überkapazitäten haben, bezweifelt der Wasserexperte Klaus Lanz. „Es gibt genug Wasser, aber nicht genug sauberes“, sagt der Mann vom Büro International Water Affairs. Würde ein Wasserwerk durch frei werdende Altlasten vergiftet, könne das Trinkwasser schnell knapp werden.

Hamburger fürchten, das Geschäft mit Lübeck könnte eine Privatisierung der HWW einleiten. Die Bügerinitiative Unser Wasser Hamburg kämpft mit großer Unterstützung für ein Gesetz, das die Privatisierung verhindern soll. Der vom Senat vorgelegte Entwurf enthält Lücken, die einen Verkauf von Anlagen oder Töchter mit Privatfirmen erlauben. Gernot Knödler