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Die Elite, die von unten kommt

DOKU II „Du schaffst das!“, ein Film über einen Uni-Präkariat-„Talentscout“ (21.45 Uhr, ARD)

Die Deutschen wünschen sich vor allem Stabilität, heißt es, und so haben sie sich zwölf Jahre nach ersten Pisa-Schock ganz gut eingerichtet in einem Zustand von pädagogischem Mittelmaß statt Bildungsrepublik.

Stabil sind besonders die sozialen Milieus: Akademiker und bildungsferne Schichten reproduzieren sich selbst. Eine ARD-Doku setzt hier an: „Kamen 1985 29 Prozent der Studenten aus der untersten sozialen Schicht, waren es 2012 nur noch 9 Prozent.“ Ein Hochschulrektor wollte nicht länger tatenlos zusehen. Off-Text: „Hier an der Westfälischen Hochschule glaubt man an die Elite, die von unten kommt.“ Der Rektor hat einen „Talentscout“ eingestellt, der in Schulen nach dieser suche. Der Scout Suat Yilmaz sucht den Zugang über seine eigene Biografie: Migrantenkind, keine Unterstützung von den Eltern, von der Schule geflogen, dann ein Pädagoge, der sein Potenzial trotzdem erkannt hat. Genau das will Yilmaz nun auch sein und setzt auf das persönliche Gespräch. Die vier Jugendlichen im Film sind entsprechend gecastet: vier Abiturienten aus bildungsfernen Familien. Jetzt müssen sie nur noch motiviert werden, dass ein Studium genau das Richtige für sie ist.

Yilmaz kann das und ist deshalb in Nicole Rosenbachs Geschichte für die Heldenrolle vorgesehen. Das Storytelling-Dogma hat die Autorin ebenso verinnerlicht wie den typischen Sound der TV-Politmagazine. Die Einwände wären geschmäcklerisch, beträfen sie nur die Machart des Films. Gerade aber die Heldengeschichte, die sie erzählt, verklärt den Blick: Natürlich sind die vier Jugendlichen Ausnahmeerscheinungen. Nur wenige unterprivilegierte Kinder geraten in die Verlegenheit, ein Studium auch nur zu erwägen. Und natürlich setzt die soziale Selektion im gegliederten deutschen Schulsystem schon viel früher ein. JENS MÜLLER

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