Leiser unter Wasser

TIERSCHUTZ Wale und Delfine vor deutschen Küsten sollen weniger unter dem Lärm leiden, den Schiffe und Windparks machen

Mit einer neuen Datenbank sollen bedrohte Wale vor menschengemachtem Unterwasserschall von Schiffen und Windparks geschützt werden. Das Computersystem soll helfen, Sonareinsätze zu planen, ohne das Gehör der empfindlichen Meerestiere zu schädigen. Die Software enthält über 200.000 Sichtungen und saisonale Karten, teilte die Technische Fakultät der Kieler Christian-Albrechts-Universität am Montag mit. Sie war an der Entwicklung beteiligt.

Die Datenbank gibt Auskunft darüber, wo sich Wale und Delfine aufhalten und wie viele es sein könnten. Die am Aufbau der Datenbank beteiligten Wissenschaftler aus Deutschland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und Großbritannien sammelten und speicherten charakteristische Eigenschaften von 126 Meeressäugerarten.

Außer Schiffslärm gilt vor allem der extrem starke Baulärm bei der Errichtung von Windparks als gesundheitsschädigend für Wale und auch andere Meeressäuger wie Seehunde und Robben. Besonders in der Nordsee sind davon die Schweinswale betroffen, die einzige in deutschen Gewässern heimische Walart. Zurzeit werden mehrere technische Möglichkeiten erprobt, den Lärm beim Rammen von Fundamenten in den Meeresboden soweit zu minimieren, dass die Schweinswale nicht gefährdet werden.

Die neue Datenbank enthält außerdem zahlreiche Aufnahmen von Wal und Delfinlauten, vom „Schnattern“ bis zum „Gesang“. Mit den Lauten der Tiere könnten insbesondere gefährdete Walarten wie zum Beispiel Schnabelwale schnell erkannt werden, sagte Professor Ulrich Heute vom Kieler Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik.

Damit könne die Besatzung eines Schiffs auf die jeweilige Spezies reagieren, wenn diese im Untersuchungsgebiet auf See entdeckt werde. „Das kann vom langsamen Hochfahren oder Reduzieren der Lautstärke bis zum Abschalten des aktiven Sonars gehen“, erklärte Doktorand Roman Kreimeyer.  (epd/taz)