Der große Bruder bleibt an Bord

TADSCHIKISTAN Parlament ratifiziert Abkommen, das den Russen Militärpräsenz bis 2042 sichert. Damit dürfte die Einführung einer Visumpflicht für tadschikische Arbeitskräfte in Russland vom Tisch sein

BISCHKEK taz | Russen für eine halbe Ewigkeit: Das tadschikische Parlament hat am Dienstag ein Abkommen ratifiziert, das die Präsenz einer russischen Militärbasis bis 2042 verlängert. „Die Basis auf unserem Territorium dient den Interessen beider Staaten und ist nicht gegen einen dritten Staat gerichtet“, versichert der tadschikische Verteidigungsminister Scherali Chairullojew in der Volkskammer des bitterarmen Gebirgsstaates an der Grenze zu Afghanistan.

Die militärische Präsenz der Russen in der ehemaligen Sowjetrepublik bleibt damit ungebrochen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion schlitterte das zentralasiatische Land in einen fünfjährigen Bürgerkrieg zwischen der von Islamisten dominierten Opposition und der von Moskau gestützten Regierung. Die 201. motorisierte Division ist in Tadschikistan seit Sowjetzeiten stationiert. Bis 2004 bewachten die russischen Grenztruppen die Grenze zu Afghanistan.

Durch Tadschikistan, ein von Korruption zerfressener Staat, läuft ein Teilstrang der Nordversorgungsroute der Nato für den Afghanistankrieg. Der seit 1994 regierende Präsident Emomali Rachmonow versuchte sich immer wieder von dem russischen Einfluss zu lösen, kehrte aber dann immer reumütig in die Arme Moskaus zurück, sobald der Kreml mit den Muskeln spielte.

Tadschikistan hängt nicht nur militärisch am russischen Tropf. Knapp eine Millionen Gastarbeiter aus Tadschikistan arbeiten auf russischen Baustellen. Ihre monatlichen Geldtransfers decken an die 50 Prozent der Wirtschaftskraft des Landes mit knapp 7 Millionen Menschen. Russland drohte immer wieder mit der Einführung einer Visumpflicht, die zu einem sofortigen wirtschaftlichen Kollaps in Tadschikistan führen würde.

Mit der Ratifizierung des Vertrags ist diese Gefahr für Tadschikistan vom Tisch. Als kleines Zuckerl will Russland den Tadschiken zollfreies Benzin liefern und damit den Preisdruck an den Tankstellen lindern.

Mit der Truppenpräsenz beansprucht Russland eine sicherheitspolitische Rolle in Zentralasien für die Zeit nach dem Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan und nimmt gleichzeitig im regionalen Wasserstreit Stellung. Als Oberanrainer des zentralasiatischen Flusses Amu Darja will Tadschikistan die Wasserkraftwerke ausbauen, der bevölkerungsreiche Nachbar Usbekistan sucht dies zu verhindern. Usbekistans Präsident Islam Karimow drohte 2012 bereits mit Krieg. MARCUS BENSMANN