20 Stunden Schicht

MEYER-WERFT

Seit über zwei Monaten prüft eine Task Force, also ein Expertengremium, Arbeits- und Wohnbedingungen der bei der Meyer-Werft in Papenburg tätigen Werkvertragsarbeiter. Dabei hat sich nun herausgestellt: Offenbar waren die Arbeitsbedingen der zum größten Teil aus Osteuropa stammenden Mitarbeiter noch schlimmer als angenommen.

Bis zu 20 Stunden am Stück sollen sie nach Informationen des NDR gearbeitet haben. Nachweisen lässt sich das anhand der Einlasskontrolle, denn alle Mitarbeiter werden beim Betreten und Verlassen des Werftgeländes registriert. Die Daten werden gespeichert, aber offenbar nicht kontrolliert: Die Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz scheinen niemandem aufgefallen zu sein. Üblicherweise muss nach maximal zehn Stunden Feierabend gemacht werden, es sei denn, es liegt eine Genehmigung des Gewerbeaufsichtsamts vor – und auch dann darf die Arbeitszeit zwölf Stunden nicht überschreiten.

Die Task Force wurde Ende Juli aufgrund des Todes zweier Werkvertragsarbeiter aus Rumänien gegründet, die auf der Werft gearbeitet hatten. Mit rund 30 Kollegen lebten sie in einem 400 Quadratmeter großen Haus und starben durch einen Brand, der dort aus ungeklärter Ursache ausgebrochen war. Allein im Wohnzimmer der vollkommen überbelegten Unterkunft, berichtete damals ein Arzt aus Papenburg der taz, hätten 13 Betten nebeneinander gestanden.

Die Meyer-Werft, die von der Situation der Vertragsarbeiter nichts gewusst haben will, zog Konsequenzen: Sie erstellte eine Sozialcharta und verpflichtete sich zur Zahlung eines Mindeststundenlohns von 8,50 Euro für Leiharbeiter sowie der Sicherstellung angemessener Unterkünfte. Zu den neuen Vorwürfen wollen sich indes weder die Werft noch die IG Metall äußern. Erst wolle man alle Ergebnisse des Expertengremiums abwarten, die im Laufe des Oktobers vorgelegt werden sollen.  SCHN