Kampfbereit entlang der Küste

Tarifkonflikt in der norddeutschen Metallindustrie verschärft sich. Mehrere Tausend Beschäftigte zwischen Itzehoe und Emden beteiligten sich an Warnstreiks. Proteste teilweise zusammen mit den Streikenden des öffentlichen Dienstes

Uwe Zabel ist „total begeistert“. Etwa 1.150 Beschäftigte in 17 Metallbetrieben zwischen Hamburg und Itzehoe sind gestern seinem Aufruf zum Warnstreik gefolgt. „Das sind 83,6 Prozent“, hat der Chef der IG Metall Unterelbe flugs errechnet. Seine Folgerung: „Die Belegschaften sind kampfbereit.“ Heute soll die vierte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt in Hamburg beginnen, und für Zabel ist klar: „Entweder gibt es ein substanzielles Angebot oder Urabstimmung und Streik.“

Etliche Tausend Beschäftigte im Tarifbezirk Küste haben gestern vorübergehend die Arbeit niedergelegt, mehr als 125 Betriebe standen zeitweise still, teilte die IG Metall mit. Im ostfriesischen Emden demonstrierten bereits am frühen Morgen rund 1.400 Menschen vor dem Werkstor der Nordseewerke, im emsländischen Papenburg protestierten 2.000 Beschäftigte der Meyer-Werft. Auch vor den Airbus-Werken in Hamburg und Stade versammelten sich etwa 3.000 Beschäftigte zu einem mehrstündigen Warnstreik. Sie wollen ihrer Forderung nach fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt Nachdruck verleihen.

Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Nordmetall, Thomas Klischan, signalisierte gestern in einem dpa-Gespräch Einigungsbereitschaft: „Ich könnte mir vorstellen, dass es schon in der kommenden Woche eine Einigung gibt.“ Wenn es in Nordrhein-Westfalen einen Kompromiss gebe, könne der für die 150.000 Beschäftigten im Norden übernommen werden. In NRW hat es eine erste Annäherung gegeben. Die Arbeitgeber haben jährlich 1,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt bei 24 Monaten Laufzeit sowie monatliche Einmalzahlungen von 0,6 und 0,4 Prozent angeboten.

Parallel hat die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die seit Wochen andauernden Streiks im öffentlichen Dienst in Hamburg und Schleswig-Holstein fortgesetzt. Der Ausstand richtet sich gegen die geplante Verlängerung der Wochenarbeitszeit und Kürzungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld.

In Flensburg, Kiel und Lübeck nahmen Streikende zudem an gemeinsamen Kundgebungen mit der IG Metall teil, in Hamburg demonstrierten rund 1.500 Mitglieder von ver.di, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Gewerkschaft der Polizei (GdP) gemeinsam mit den Airbus-Beschäftigten vor dem Werk in Finkenwerder. „Wir benötigen diese Solidarität zwischen den verschiedenen Branchen“, sagte ver.di-Funktionärin Sieglinde Frieß. Sven-Michael Veit