Coca-Cola fließt derzeit nur stockend

Warnstreiks beim Getränkehersteller, der den Betrieb straffen will. Die Gewerkschaft NGG fürchtet 3.000 Jobs

BERLIN taz ■ Gestern waren Halle und das brandenburgische Perleberg an der Reihe. Heute stehen die Berliner und einige nordrhein-westfälische Coca-Cola-Betriebe auf dem Programm: Die Warnstreiks gegen den deutschen Ableger des US-Getränkemultis häufen sich. Am kommenden Donnerstag verhandelt die Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG (CCE) wieder mit der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG). Und bis dahin wollen die Beschäftigten gezeigt haben, dass sie für ihre Forderungen auch kämpfen werden.

Bis zu 3.000 Arbeitsplätze sind akut in Gefahr, befürchtet Edmund Mayer, Vorsitzender des NGG-Landesbezirks Ost. Die Beschäftigungssicherung ist deshalb oberstes Thema der Gespräche, bei denen es auch um Arbeitszeit, Altersteilzeit und eine Lohnerhöhung geht. Insgesamt arbeiten 12.000 Leute bei Coca-Cola in Deutschland: 200 in der Zentrale, 9.000 an den 65 Standorten der CCE und die restlichen bei privaten Abfüllern. Diese sollen allerdings demnächst mit dem Konzern fusionieren.

Für CCE ist das ein wichtiger Schritt bei der Umstrukturierung. Das Unternehmen kauft schon länger die Konzessionen auf. Jetzt fängt es an, die Arbeit von kleineren Standorten auf größere zu verlagern. Wie genau die Struktur aber künftig aussieht, hängt auch davon ab, wie sich der Getränkemarkt nach dem 1. Mai entwickelt.

Ab dann ist jedes Handelsgeschäft verpflichtet, alle Einwegverpackungen für Getränke zurückzunehmen – egal, wo sie gekauft wurden. Die Getränkeindustrie erwartet, dass der Verbraucher dann von Mehrweg wieder auf Einweg umsteigt, weil es für ihn bequemer wird. „Die restliche Mehrwegabfüllung wird dann womöglich zentralisiert“, erklärt Mayer. Dann käme CCE mit weniger Mitarbeitern aus: Dosen müssen nicht in die Abfüllanlage zurückgebracht, gereinigt und gelagert werden.

Die NGG fordert einen Beschäftigungssicherungsvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. CCE-Sprecher Geert Harzmann sagt, das Unternehmen habe dazu bereits „umfassende Angebote“ gemacht, wird aber nicht konkreter. Die Zeit drängt: CCE soll seinen Getränkeabsatz nach Vorgaben der US-Mutter in den nächsten zehn0 Jahren auf 7 Milliarden Liter verdoppeln. Ein wesentlicher Schritt dazu ist die Fußball-WM, die Coca-Cola sponsert. Sollte der Konflikt bis dahin nicht beigelegt sein, droht die NGG, könnte durchaus auch während der WM gestreikt werden. BEATE WILLMS