Tanzlehrer wittern Rassismus

Im „La Habana“ würden Menschen mit dunkler Hautfarbe abgewiesen, behaupten Bremer Salsa-Lehrer. Der Club-Betreiber weist die Vorwürfe zurück. Hier ginge es um persönliche Streitereien

von Christian Jakob

Wird im Club „La Habana“ im Hauptbahnhof Menschen mit dunkler Hautfarbe der Zutritt verwehrt? Oder wird eine Privatfehde mit dem Totschlag-Vorwurf Rassismus ausgetragen? Fakt ist: Mehrere Bremer Tanzschulen warfen dem Betreiber des „La Habana“ diese Woche in einem offenen Brief vor, Gäste wegen ihres ausländischen Aussehens abgewiesen zu haben. Fakt ist aber auch: Einige dieser Schulen haben Kurse im „La Habana“ angeboten, einer der Tanzlehrer fungierte auch als DJ.

Anfang März hatten die Tanzlehrer den Clubinhaber Arbab Khan zum Gespräch gebeten, „weil es immer wieder Beschwerden wegen rassistischer Türkontrollen gegeben habe“ so die Tanzlehrer. Khan wies die Vorwürfe zurück und versicherte, dass „ausschließlich ungepflegte Personen, die nicht in guter Abendgarderobe gekleidet sind, abgewiesen werden“. Eine Sondierung nach der Hautfarbe würde nicht stattfinden, so Khan.

Drei Wochen später wurde die Inhaberin der „Salsa-Tanzakademie“, Laine Abreu, gemeinsam mit ihrem afrikanischen Freund von den Türstehern des Clubs abgewiesen – „trotz guter Abendgarderobe“, wie Abreu in dem offenen Brief schreibt. Khan bestreitet dies vehement. „Unmöglich gekleidet“ seien die Leute von der Tanzschule immer wieder vor seinem Laden erschienen. „Wenn ich die so reingelassen hätte, wären mir die Kunden weggelaufen“. Er habe immer wieder Ausnahmen gemacht, auch wegen der Geschäftsbeziehung zu den Tanzlehrern. An dem Abend aber seien seine Türsteher konsequent geblieben. Daraufhin seien sie von den abgewiesenen Gästen als „Nazis“ beschimpft und bedroht worden. Das „La Habana“ habe daraufhin die Polizei gerufen und Strafanzeige erstattet, erklärt Khan.

Die Tanzlehrer haben ihre Zusammenarbeit mit dem Club vorerst beendet und forderten Khan auf, „Maßnahmen zu ergreifen, um in Zukunft ähnliche Vorwürfe zu verhindern.“

Im Januar war es zu einem Gerichtsverfahren gegen drei ehemalige Türsteher des „La Habana“ gekommen. Sie sollen im Dezember 2003 einen Südamerikaner zunächst den Eintritt verwehrt und anschließend angegriffen haben. Weil einer der drei Angeklagten nicht zum Gerichtstermin erschienen war, wurde der Prozess ohne Urteilsspruch vertragt.

„Alles Quatsch“, erklärt Kahn hierzu. „Der Mann hat vor der Tür seine Frau geschlagen, meine Angestellten haben erst daraufhin eingegriffen.“ Für diese Version spricht, dass die einzige Zeugin des Vorfalls, die Ex-Freundin des Angegriffenen, in der Zwischenzeit eine einstweilige Verfügung erwirkt hat. Ihr Verflossener darf sich ihr nicht nähern – wegen Gewalttätigkeit.

Eine ehemalige Mitarbeiterin des „La Habana“ bemüht sich ebenfalls um Relativierung. „Rein deutsch“ sei das Publikum im „La Habana“ nie gewesen, erinnert sie sich. Es habe immer dunkelhäutige Gäste gegeben. Zudem sei ihr Chef nie durch rassistische Äußerungen aufgefallen, im Gegenteil. „In dem Laden haben überwiegend Ausländer gearbeitet, auch viele Afrikaner. Von denen hat sich nie jemand diskriminiert gefühlt.“ Sollten tatsächlich je Nicht-Deutsche an der Tür des Clubs abgewiesen worden sein, so glaubt sie, habe das wohl eher an den – oft selbst migrantischen – Türstehern gelegen. „Vielleicht haben die sich mal frei in der Auslegung der Zugangskriterien versucht“, mutmaßt sie.