… DIE BERLINER GASLATERNE?
: An die Profanität des Kapitalismus gemahnen

Wieder muss Berlin einen Imageschaden verzeichnen: Die Gaslaternen sind auf eine Beobachtungsliste bedrohter Denkmäler geraten. Der World Monuments Fund in New York lässt alle zwei Jahre eine „Watch List“ erstellen, in diesem Jahr wurde die zweifelhafte Ehre 67 Stätten in 41 Ländern zu teil. Die Berliner Gaslaternen sind nach Ansicht der New Yorker Organisation nicht nur als Element des industriellen Erbes erhaltenswert. Die Denkmalschützer schwärmen auch von der „Aura“, in die das Gaslicht Berliner Straßen und Nachbarschaften nächtens hüllt.

Wie wahr. Doch die subtile Schönheit und Wärme der Gaslaternen zählen wenig bei den Verantwortlichen im Beleuchtungsgeschäft. Apropos Geschäft: Natürlich dreht sich auch hier alles ums Geld. Das zu sparen ist der Hauptgrund, warum der Senat den Gaslaternen den Garaus machen will. Sekundiert von Umweltschützern, die behaupten, energiesparende Elektroleuchten seien zudem umweltfreundlicher.

Diese Argumentation kennen wir aus der Schlacht um die Glühbirne. Auch sie wurde als Verschwender diffamiert und ausgerottet – bloß damit das Glühbirnen-Kartell Reibach machen konnte. Dafür sitzen wir nun im gleißenden Weißlicht und kriegen Depressionen.

Klüger gemacht hat uns das offenbar nicht. Was wir an der Gaslaterne hatten, fällt uns wohl erst ein, wenn wir uns bald unter einer LED-Leuchte zum Knutschen treffen. SUG Foto: dpa