Zwangsheirat nicht bagatellisiert

betr.: „Lohn eines Mordes“ von Jan Feddersen, taz vom 18. 4. 06

Statt Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen und zur Grundlage seiner Berichterstattung zu machen, fragt Jan Feddersen im Zusammenhang mit dem Mord an Hatun Sürücü: „Wer, wenn nicht die Grünen, hat das Thema Zwangsheirat bagatellisiert und so getan, als sei alles eitel Sonnenschein, gäbe es bloß das nicht, was sie als Rassismus bezeichnen?“

Als frauenpolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion und Zuständige für dieses Thema weise ich diesen Vorwurf zurück. Die Grünen haben das bis dahin mit einem Tabu belegte Thema mit ihrer Anhörung schon im Juli 2003 öffentlich gemacht. Auch zum Thema Ehrenmord habe ich für die Fraktion im April 2005 eine öffentliche Veranstaltung durchgeführt. Dass die rot-grüne Bundesregierung ein Gesetz gemacht hat, das Zwangsverheiratung seit Februar 2005 mit bis zu fünf Jahren Haft ahndet, ist auf die Initiative der Grünen zurückzuführen. Was wir mit unserer damaligen Koalitionspartnerin SPD nicht durchsetzen konnten, haben wir gleich zu Beginn der neuen Legislaturperiode im November 2005 als Antrag in den Bundestag eingebracht. Die Grünen haben niemals eine Multikulti-Ideologie verteidigt, die bei Menschenrechtsverletzungen wie einer Zwangsverheiratung wegschaut.IRMINGARD SCHEWE-GERIGK, ParlamentarischeGeschäftsführerin der Bundestagsfraktion B 90/Grüne

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