Eine stille Übereinkunft

KOOPERATION Tripolis soll Washington zwei Kommandoaktionen gegen mutmaßliche Attentäter erlaubt haben

BERLIN taz | Die libysche Regierung hat in den vergangenen Wochen stillschweigend zwei amerikanischen Kommandooperationen im eigenen Land zugestimmt. Dies berichtete die New York Times unter Berufung auf hochrangige Regierungsmitarbeiter. Dabei ging es zum einen um das am Samstag in Tripolis entführte Al-Qaida-Mitglied Nazih Abdul-Hamed al-Ruqai, auch bekannt unter dem Namen Anas al-Libi. Ihm wird vorgeworfen, 1998 die Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania vorbereitet zu haben, bei denen 200 Menschen starben.

Der andere Fall betrifft Ahmad Abu Khattala, der im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das US-Konsulat in der ostlibyschen Stadt Bengasi am 11. September 2012 gesucht wird. Dabei kamen der Botschafter Christopher Stevens sowie drei seiner Mitarbeiter ums Leben.

Ungeachtet der Kooperation der USA und Libyens im Fall al-Libi beeilte sich die Regierung in Tripolis nach der amerikanischen Kommandoaktion, den US-Botschafter zu einem „herzlichen“ Gespräch einzuberufen. Das libysche Parlament forderte am Dienstag, dass die USA al-Libi an Libyen aushändigen und seine Familie ihn besuchen kann. Der mutmaßliche Attentäter wird offenbar auf einem Schiff der US-Marine im Mittelmeer festgehalten. Regierungschef Ali Seidan schloss sich der Forderung der Parlamentarier an.

Es kann nur spekuliert werden, warum die USA am Samstag neben dem missglückten Festnahmeversuch in der somalischen Stadt Barawe nicht gleichzeitig in Tripolis und Bengasi zugeschlagen haben. In jedem Falle dürfte Abu Khattala jetzt vorgewarnt sein. Es soll im Osten Libyens leben und hat mehrfach Interviews gegeben, in denen er eine Beteiligung an dem Anschlag auf die US-Botschaft abstritt. Seit September 2012 kreisen ständig Drohnen über Bengasi und Umgebung. B.S.