„Denkbar ist vieles“

KARRIERE Hamburgs FDP-Fraktionschefin Katja Suding strebt an die Spitze der Bundespartei und 2015 in den Hamburger Senat, sagt sie im taz-Interview

37, Kommunikationswissenschaftlerin, PR-Managerin, getrennt lebend, Mutter zweier Söhne, seit 2011 Fraktionsvorsitzende der FDP in der Bürgerschaft.  Foto: dpa

INTERVIEW SVEN-MICHAEL VEIT

taz: Frau Suding, was können Sie mit dem Begriff „Liberallala“ anfangen?

Katja Suding: Gar nichts. Für mich gibt es nur einen Liberalismus, der die Freiheit des Individuums in den Mittelpunkt stellt.

Mit diesem Schmähwort hatte der Noch-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler den sogenannten „mitfühlenden Liberalismus“ als Grund für das FDP-Desaster bei der Bundestagswahl bedacht.

Das teile ich nicht. Liberalismus ist eine Haltung der gesellschaftlichen Vernunft.

Und für die werden Sie sich demnächst in der Parteispitze einsetzen?

Ich bin bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. In welcher Rolle ich persönlich mich dort einbringe, klären wir in den nächsten Wochen.

Sie kandidieren auf dem Bundesparteitag Anfang Dezember für einen Sitz im Vorstand?

Ja.

Als stellvertretende Bundesvorsitzende?

Es wird sich in den nächsten Wochen ein Team finden, das zusammen mit dem designierten Vorsitzenden Christian Lindner die FDP führen wird.

Ein Team mit drei Nordlichtern? Schleswig-Holsteins Allzweckwaffe Wolfgang Kubicki, Niedersachsens Landeschef Stefan Birkner und Hamburgs Fraktionschefin Katja Suding?

Denkbar ist vieles.

Bei der Bürgerschaftswahl im Februar 2015 treten Sie dann mit bundespolitischem Gewicht erneut als Spitzenkandidatin in Hamburg an?

Das kann ich mir sehr gut vorstellen, wenn die Partei das möchte. Wir stellen die Liste aber erst im Sommer nächsten Jahres auf.

Und das Wahlziel lautet, eine Koalition mit einem SPD-Bürgermeister Olaf Scholz, der nicht erneut eine absolute Mehrheit erringen dürfte?

Das Wahlziel lautet, mit mehr Prozenten und Mandaten als jetzt wieder in die Bürgerschaft einzuziehen. Wenn Herr Scholz und die SPD dann einen Koalitionspartner brauchen, wovon ich ausgehe, werden wir zu Gesprächen sicherlich bereit sein.

Allein schon, um ein rot-grünes Bündnis zu verhindern?

Hamburg würde mehr liberales Gedankengut gut tun, davon bin ich überzeugt.

An welchem liberalen Gedankengut mangelt es Olaf Scholz?

Wir legen Wert auf eine strengere und raschere Konsolidierung des Haushalts, auf noch mehr Betonung einer selbstverantwortlichen Schule, und wir würden auf weniger Staatseinfluss in der Wirtschaft drängen.

Die Freie Demokratische Partei zählt in Hamburg gut 1.100 Mitglieder.

■ Bürgerschaft: Seit 2011 ist sie nach sieben außerparlamentarischen Jahren wieder in der Bürgerschaft vertreten. Unter der damals neuen Spitzenkandidatin Katja Suding errang sie 6,7 Prozent. Mit neun Mandaten ist sie nach SPD, CDU und Grünen die viertgrößte Fraktion vor der Linken.

■ Bundestag: Bei der Wahl am 22. September scheiterte die FDP erstmals seit 1949 an der Fünf-Prozent-Hürde. In Hamburg verlor sie zwei Drittel ihrer WählerInnen von 2009: Sie schrumpfte von 13,2 Prozent und zwei Abgeordneten auf 4,8 Prozent.

Also Hamburgs Anteile an der Reederei Hapag-Lloyd verkaufen? Und die laut Volksentscheid rekommunalisierten Energienetze wieder feilbieten?

Der Volksentscheid ist zu respektieren und umzusetzen. Die Teilverstaatlichung von Hapag-Lloyd haben wir immer abgelehnt, da würden wir gern eine Re-Privatisierung sehen. Auch bei der HHLA können noch weitere Anteile verkauft werden.

So wie Saga/GWG und Hochbahn?

Nein, das sind sinnvolle Beteiligungen.

Und Katja Suding wird 2015 Zweite Bürgermeisterin und Senatorin – für was?

Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Glauben wir nicht.

Ist aber so.

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