Tschau, Hertha!

Tschau, Hertha! Nun heißt’s Schluss und Amen.Tschau, Erste Liga, nun ist Schicht. Du, Sportclub mit dem Frauennamen, trittst ab, der Letzte löscht das Licht.

Der Abstiegs-Sensenmann, längst wetzt er den Stahl, das Stundenglas sagt: Jetzt! Hut ab! Kaum jemals hat ein Letzter so stark gespielt wie du zuletzt.

Die Landschaft rings ist flach – der Abhang, den hinab du musst, ist steil.Kaum je wurd einem Club beim Abgang so wenig Mitgefühl zuteil.

Ich heul nicht, und wie mir geht’s vielen. Dein Sturz kann uns nicht runterziehn. Wer fiebert mit bei deinen Spielen? Ein paar Zehntausend, nicht Berlin.

Die Sympathie für dich blieb Torso. Standst du mal vorn, stand ich dir bei. Doch lärmt und hupt ein Autokorso, wem gilt er? Galatasaray!

Wo dröhnten je blau-weiße Scharen? Nie störtest du die Samstagsruh. Die Kleinstadt Gladbach zieht seit Jahren mehr Fans ins Stadion als du.

Mit dir durch dick und dünn zu eiern durch Matsch und Schnee, das war nicht drin. Okay, wenn Sonne schien und Bayern der Gegner war, dann ging ich hin.

Die Bayern kann ich lieben, hassen, verdamm’n – mit dir gelingt das nie. Doch muss ich eins den Bayern lassen: Sie sind Familie, Dynastie.

Du nicht. Sooft ein Arbeitnehmer hier fortmuss, zeigst du null Niveau. Wer ging, ging gern und schnell: ob Rehmer, ob Basti, Baslers Mario,

ob Harti, Rekdal, Bobic, Beinlich, ob Kiraly, Hoeneß, Favre, Wosz. Das war nie herzlich, war oft peinlich, wie rasch, was Jubel war, erlosch.

Beim Abschied e i n m a l Größe zeigen – die Chance ergibt sich jetzt und hier: Tschau, Bundesliga! Abzusteigen mit Stil – dies, Hertha, wünsch ich dir.

Martin Betz