DER ABSTIEGSKAMPF
: Was geht, wenn es um nichts mehr geht?

über verzerrte Wettbewerbe

ANDREAS RÜTTENAUER

Weg vom Fenster! Hertha ist raus. Was vielen lange klar war, steht endlich fest. Der Dauertabellenletzte – seit dem sechsten Spieltag auf Platz 18 – bereitet sich auf seine neue Rolle vor. „Hertha wird der FC Bayern der zweiten Liga“, weiß die Lokalpostille BZ. Auch im Abstieg ist Hertha groß. Und doch fragen sich nach den letzten Spieltagen immer mehr Beobachter, ob es da wirklich den richtigen Klub getroffen hat. Von denen, die ganz unten stehen in der Tabelle, hat eigentlich nur Hertha in den letzten Wochen ordentlich gespielt. Am Samstag hätten sie beinahe gegen Leverkusen gewonnen, und in der Woche zuvor hätte sich Felix Magath nicht ungerecht behandelt fühlen müssen, wenn seine Schalker in Berlin verloren hätten. Egal wer Hertha in die zweite Liga begleitet, die Berliner sind der beste Absteiger der Saison. Trösten wird sie das nicht.

Und den Luschenteams, die noch gegen den Abstieg spielen, wird’s wurscht sein. Luschenteams? Bochum und Nürnberg haben derzeit wenig Argumente, wenn sich sich dagegen wehren wollen, so bezeichnet zu werden. Und Hannover? Das 6:1 gegen Mönchengladbach war schon allein deshalb merkwürdig, weil ein früherer Nationalspieler namens Mike Hanke ein Tor geschossen hat. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen, wüten Fans aus Bochum und Nürnberg und sprechen von Wettbewerbsverzerrung. Gladbachs Trainer Michael Frontzeck und Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke sollen befreundet sein. Skandal!

Ruhig bleiben, Clubberer! Nicht meckern, Bochumer! Die werden schon nichts abgesprochen haben. Und doch gibt es an den letzten Spieltagen immer wieder diese Situationen, in denen ein Team, für das es noch um etwas geht, gegen eine Mannschaft spielt, für die die Saison schon zu Ende ist. Gladbach hat nichts mehr zu verlieren, und gewinnen können sie auch nichts mehr. Wenn sich so eine Mannschaft gehen lässt, dann geht sie schnell mal ein. Wenn sie noch einmal zeigen will, was sie kann, dann kann sie ohne Druck auflaufen. Am Spieltag zuvor haben die Gladbacher 1:1 gegen Bayern gespielt.

Während nun Hannover und Bochum in direkten Duell gegen den Abstieg spielen, erwartet Nürnberg mit dem 1. FC Köln so eine Wundertüte aus dem Niemandsland der Liga. Das mag unkalkulierbar sein, Wettbewerbsverzerrung ist das nicht.