KURZKRITIK: „DIE DREIGROSCHENOPER“, DEUTSCHES SCHAUSPIELHAUS: Kühle Kapitalisten
Zwei Pfeiler stehen auf der Bühne, wie man sie von Rockkonzerten kennt. Die Pfeiler dienen als Führung für eine Art Käfig, der wahlweise als Fahrstuhl oder als Gefängnis zu betrachten ist. Auf dem Boden liegt Schutt wie von einem eingestürzten Gebäude. Ansonsten ist die Bühne leer.
Autor Bertolt Brecht würde es vermutlich mögen, wie Regisseur Jarg Pataki sein Stück am Schauspielhaus in Szene setzt: Kein Anreiz, sich einer Illusionswelt hinzugeben, dafür eine Bühne, auf der es vor allem ein Oben gibt und ein Unten – analog zu jenem Turbokapitalismus, den das Stück vorführt.
Auf der Schauspielhaus-Bühne tragen die moralfreien Dreigroschenoper-Gestalten durchweg eng anliegende hell-beige Kleidung und sind weiß geschminkt, als wären sie Statuen aus der Antike. Zuzuordnen sind sie durch ihre Accessoires: Spelunken-Jenny (Katharina Schmidt) trägt eine rote Bordell-Perücke, Mackie Messer (Tim Grobe) Zylinder und Gehstock.
Die Schauspieler überzeichnen die Rollen, ohne dass der Abend deswegen ins Absurde kippt. Ironische Distanz trifft auf ein elegant unterkühltes Bühnenbild – bei weitgehendem Respekt vor dem, was das Stück vorgibt. Diese Aufführung ist nicht revolutionär – aber konsensfähig. KLAUS IRLER
nächste Aufführungen: 9., 19. und 28. 5., jeweils 20 Uhr
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